OLE 2.0 schlaegt den Gegenentwurf Opendoc Marktforscher: IBM, Microsoft und Sun dominieren Objektmarkt

17.11.1995

LONDON (CW) - "Das Geschaeft von morgen wird mit virtuellen Mainframes erledigt", prophezeit Katy Ring, Autorin des Ovum- Reports "Distributed Objects: Creating the Virtual Mainframe". In der Studie geht es um das Entstehen eines neuen Marktes fuer objektorientierte Middleware sowie Componentware.

Ovum definiert den virtuellen Mainframe als eine Konfiguration von Geschaeftsfunktionen und -beziehungen, die in Form von Software ueber ein Computernetz verteilt sind. Es handelt sich um geschaeftskritische Funktionen, die sich dem Betrachter gegenueber so einheitlich und wohlgeordnet darstellen, als laegen sie auf einem Grossrechner.

IBM, Sun Microsystems und Microsoft sind die Hersteller, die das Londoner Marktforschungsunternehmen ganz oben auf der Liste der fuehrenden Anbieter im Bereich objektorientierter Middleware sieht. Big Blue werde mit seiner Object-Request-Broker-Technik und den im Distributed System Object Model (DSOM) zusammengefassten Services den High-end-Markt dominieren. Die Technologiefuehrerschaft im Mainframe-Markt und das klare Bekenntnis zur Objekttechnologie helfen den Armonkern nach Meinung der Marktforscher dabei, auf der Unternehmensebene die Nummer eins zu bleiben.

Die Objekttechnik "Neo" von Sun Microsystems sieht Ovum bereits als kuenftigen De-facto-Standard im Bereich des Handels sowie im Markt fuer technische Workstations. Microsoft werde sich mit seiner Technik Network Object Linking and Embedding (Network OLE) auf dem Abteilungs- beziehungsweise Workgroup-Level durchsetzen - und zwar in dem Masse, wie das Betriebssystem Windows NT im kommerziellen Sektor akzeptiert werde.

Corba-Implementierungen als Basis fuer Middleware

Das Rennen im Markt fuer objektorientierte Middleware machen nach Ansicht der Ovum-Analystin herstellerspezifische Implementationen der Common Object Request Broker Architecture (Corba), wie sie beispielsweise mit Neo vorliegt. Diese Objekttechnik ist in der DV-Branche allgemein akzeptiert und wird nur von Microsofts Gegenentwurf Network OLE gefaehrdet, dem Ovum bis zum Jahr 2001 immerhin die Beherrschung eines Drittels dieses Marktes zutraut. Einen Durchmarsch erwarten die Analysten dagegen von Microsoft im Markt fuer Componentware. Darunter versteht Ovum Software, mit deren Hilfe Anwendungselemente zu vollwertigen Programmen zusammengefuegt werden koennen, die von Entwicklern mit unterschiedlichen Sprachen und Tools erstellt wurden. OLE werde sich auf dem Desktop behaupten und bis zum Jahr 2001 zirka 170 Millionen Mal installiert sein. Microsoft beherrsche nicht nur den Betriebssystem-Sektor, sondern auch den Applikationsmarkt, was zwangslaeufig zu einem Durchbruch von OLE fuehren werde.

Die von konkurrierenden Herstellern wie Apple und IBM unterstuetzte Alternative Opendoc hat nach Meinung der Analysten keine Zukunft - schon deswegen nicht, weil Microsoft auch die wichtigsten Applikationen im Apple-Markt anbietet und daher gute Kontrollmoeglichkeiten hat. Immer mehr Opendoc-Entwickler wuerden dazu uebergehen, Anwendungen auch fuer OLE 2.0 zu schreiben. Ovum schaetzt den Markt fuer objektorientierte Middleware und Componentware im Jahr 2001 auf ein Volumen von zehn Milliarden Dollar.