Ohne 300 Megahertz geht nicht mehr viel

Ohne 300 Megahertz geht nicht mehr viel Winhec '98: Microsoft fordert mehr PC-Power für Windows-Rechner

03.04.1998

Viele Konferenzteilnehmer bezweifelten allerdings nach wie vor, ob sich der Wechsel von ISA zum Universal Serial Bus (USB) beziehungsweise zur IEEE-1394-Technik (IEEE = Institute of Electrical and Electronics Engi- neers) - auch als "Firewire" bekannt - in dem von Microsoft gewünschten Tempo bewerkstelligen läßt.Zahlreiche Anwender hätten erheblich in ISA-Karten etwa zur PC-Terminalemulation von Legacy-Anwendungen investiert und seien deshalb kaum zum Umdenken zu bewegen.Selbst das Argument, mit der neuen Technik würden sich aufgrund zentraler Verwaltungsmechanismen die Total Cost of Ownership senken lassen, wird nach Meinung der Experten in diesem Fall kaum ziehen.

Kritiker sehen einen "Overkill"

Wenig Probleme sahen die 3000 Hardwarespezialisten dagegen in den übrigen Empfehlungen der von Microsoft vorgelegten "PC 99 Guideline".Die dort festgeschriebenen 300 Megahertz Taktrate und 64 MB, besser noch 128 MB Arbeitsspeicher wurden zwar vereinzelt als "Overkill" bezeichnet, für die Redmonder Visionen von einem Multimedia-Rechner mit Spracherkennung und 3D-Interface jedoch kann der Client zugegebenermaßen nicht "fett" genug sein.

Derartige Anwendungen würden die Attraktivität eines "Web Lifestyle" erhöhen, so die Winhec-Botschaft von Bill Gates, gäbe es da nicht die Probleme mit der Übertragungskapazität: Laut Statistik reicht die Modemleistung der meisten Heimanwender derzeit nicht über 28,8-Kbit/s hinaus.Damit Gates' PC-Pläne dennoch Wirklichkeit werden, setzt der Microsoft-Chef auf die schnellen Analogverbindungen der Digital Subscriber Line (DSL), deren Masseneinsatz bislang allerdings auf sich warten läßt.

Von Kritik blieb die Microsoft-Strategie nicht verschont.Die Guideline-Vorgaben für immer "dickere" Clients und Server wirken nach Ansicht einiger Marktbeobachter dem bisherigen Trend zu Billig-PCs entgegen und hemmen so die für das Web erforderliche weitere Durchdringung der Haushalte mit Desktops.

Zu den produktseitigen Highlights der Winhec gehörte das von Microsoft vorgestellte Web-Autoren-Tool "Chrome".Die Software verwendet englischsprachige Kommandos, um 3D-Tags komfortabler in eine HTML-Seite einzubinden.Als sinnvolle Hardware-Voraussetzung des erstmals für Windows 98 geplanten Werkzeugs werden allerdings ein 350-Megahertz-Pentium sowie Intels Grafikbus-Subsystem "Accelerated Graphics Port" (AGP) empfohlen.

Version 6 von Microsofts Multimedia-Schnittstelle Direct X soll im Mai in den Betatest gehen und zwei Monate später ausgeliefert werden.Zusätzlich plant Microsoft zwei Partnerschaften für das API: Für den Bereich 3D-Grafik will man die Software "Pyramid 3D" von Tritech in Lizenz nehmen, und zur Kompression von Texturen sollen die Algorithmen von S3 in Direct X integriert werden.