Offshore kündigt einen Strukturwandel an

09.10.2003
Von Peter Dück

Lohnniveau sinkt auch hier

Offshore wird seine Spuren im Arbeitsmarkt hinterlassen, mit allen Negativfolgen wie etwa Entlassungen und sinkendes Lohnniveau für bislang hochbezahlte Arbeit. Wenn aber der Wettbewerb unterschiedlicher Anbieter dazu führt, dass sie Leistungen auf hohem Qualitätsniveau zu einem erheblich günstigeren Preis anbieten können, verhilft das der IT-Dienstleistungsbranche zu einer neuen Attraktivität: IT behält nicht den Ruf eines lästigen Kostenfaktors, sondern wird für Unternehmen wieder erschwinglich und zu einem Gestaltungsmittel für den Aufschwung, wenn die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wieder nachlassen. Die IT-Dienstleister dürften dann zu soliden Wachstumszahlen zurückfinden und gestärkt aus diesem Reifeprozess hervorgehen.

Das wiederum sollte helfen, die negativen Auswirkungen im Arbeitsmarkt durch neue Chancen für die Betroffenen mittelfristig zu mildern und langfristig zu kompensieren.

Offshore ist ein Reifezeugnis

Gut beherrschtes globales Sourcing mit deutlichen Kosten und Qualitätsvorteilen für die Kunden wird damit zu einer neuen professionellen Disziplin, die nur wenige Unternehmen selbst aufbauen können und wollen. Outsourcing an einen Profi gewinnt damit eine neue Dimension. Make-or-Buy-Entscheidungen werden eindeutig zugunsten der Anbieter verschoben, und Kosteneinsparungen gegenüber der Eigenleistung werden plötzlich viel realer als bisher. Insofern läutet die zweite Offshore-Welle einen Reifeprozess der IT-Dienstleister ein, dessen Ergebnis mit Spannung erwartet werden darf.

Der Weg dahin ist für Anwender wie für Anbieter ein steiniger. Solange der wirtschaftliche Aufschwung nicht deutlich einsetzt, wird Offshoring nur einseitig als Mittel zur Kosteneinsparung gesehen. Übereilte und mangelhaft durchdachte Ankündigungen von Offshore-Verlagerungen, wie sie heute schon der Presse zu entnehmen sind, führen zu Demotivation und Leistungsabfall, bevor überhaupt der erste Schritt in die Richtung gemacht wurde. Unsolide vorbereitete Entscheidungen können böse Überraschungen bringen bis hin zur Überreaktion und damit zum Verlust unersetzbaren Know-hows, das dann wieder benötigt wird, wenn der Aufschwung tatsächlich einsetzt.