Zum Equal Pay Day 2021 haben Gehalt.de und die comdirect-Initiative finanz-heldinnen 143.975 Datensätze untersucht, um der Lohnlücke zwischen Frauen und Männern auf den Grund zu gehen. Unter IT-Fachkräften beträgt die bereinigte Entgeltlücke 6,2 Prozent, in der IT-Leitung sind es 4,2 Prozent.
Lohngerechtigkeit im Fokus
Dass Lohngerechtigkeit ein wichtiges Thema ist, erkennen mittlerweile einige Unternehmen. "Bewerberinnen und Bewerber fragen uns nach gleicher Bezahlung, CO2-Bilanz und der sozialen Verantwortung des Unternehmens," stellt Claudia Hiesel, Personalerin bei Advantest fest. So ließ der Hersteller automatischer Testsysteme für die Halbleiterindustrie seine Gehaltsstrukturen vom Great Place to Work Institut prüfen und zertifizieren.
Zwar hat Advantest - bereits mehrfach als einer der besten Arbeitgeber ausgezeichnet - das Zertifikat "Fair Compensation" erhalten, da die durchschnittliche Abweichung der Vergütung zwischen Frauen und Männern keine fünf Prozent betrug. Jedoch lag man nur knapp unterhalb dieser Grenze, so Hiesel: "Für uns war das Ergebnis der Analyse einerseits eine positive Bestätigung, dass wir lohngerecht bezahlen. Anderseits waren wir überrascht, dass es doch an einigen Stellen etwas zu tun gibt."
Kein Gender Pay Gap beim Berufseinstieg
CEO Peter Wewerka gibt als Ziel aus, in ein bis zwei Jahren null Prozent Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen zu haben: "Nach der Analyse haben wir gemeinsam mit unseren Führungskräften begonnen, die Gehälter Schritt für Schritt anzupassen." Die Analyse lieferte Advantest wertvolle Einsichten, etwa warum und wann es zur Differenz gekommen ist, so Wewerka weiter. "Wesentliche Gründe sind vor allem Karrieresprünge oder Wechsel in andere Unternehmensbereiche. Dies haben wir künftig besser im Blick."
Auch zeigte die Auswertung, dass der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen umso geringer war, je höher die Position war, auf der die Frau eingestiegen oder tätig ist. Gar keine Lohndifferenz gibt es zudem bei Berufseinsteigern. "Das ist nicht verhandelbar" , unterstreicht Claudia Hiesel. Hier gebe es vordefinierte Bandbreiten, die jährlich anhand von Marktreferenzdaten überprüft würden.
Advantest sucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Forschung und Software-Entwicklung, Produktionssteuerung, Einkauf und auch IT. In der Administration (HR, IT) habe man einen hohen Frauenanteil, so Hiesel. Insgesamt sei man mit 20 Prozent Frauen aber noch nicht dort, wo man hinwolle. "Da gibt es noch Luft nach oben." Die Fluktuationsrate tendiere gegen Null, so CEO Wewerka: "Darauf sind wir stolz. Wir bilden ja auch aus und bieten duale Studiengänge an. Einige Kinder unserer Mitarbeitenden sind schon als Studierende oder Auszubildende bei uns."
- Strategie ist Trumpf
Zum einen sollten sich Frauen grundsätzlich darauf einstellen, dass überhaupt verhandelt wird. Zum Zweiten geht es um das Konkrete: wie viel „Puffer“ kalkuliert man ein? Mit welchen Argumenten belegt man die eigene Forderung? Solche Fragen muss man vorbereiten. - Sich selbst eine gute Spielpartnerin sein
Wer nicht wirklich von sich selbst überzeugt ist, könnte über den „innerlichen Kritiker“ stolpern. Eine typisch weibliche Schwäche. Frauen sollten sich bewusst machen, was sie schon geschafft haben. Sie können zum Beispiel Zeugnisse oder Auszeichnungen über ihrem Schreibtisch aufhängen oder sich die Mails mit den anerkennenden Worten ihrer Kunden durchlesen. - Cool und professionell bleiben
Es geht nicht um ein undurchsichtiges Pokerface. Wohl aber um sachliche Distanz. Will das Gegenüber Forderungen herunterhandeln, dann ist das bitte nicht als persönlicher Angriff zu verstehen. Der Verhandlungspartner versucht eben, für sich oder sein Unternehmen einen guten Preis herauszuholen. - Pulver nicht zu schnell verschießen
Frauen neigen zu der Haltung: Bevor wir hier noch ewig herum verhandeln, gebe ich eben nach – sonst geht ja nie was vorwärts. Sie müssen verstehen, dass die Verhandlung Teil ihrer Arbeit oder ihres Auftrags ist und kein lästiges Beiwerk. - Die Verhandlung spielerisch sehen
Eine spielerische Haltung kann nicht schaden. Frauen können sich die Argumente als Karten vorstellen. Wer wird welchen Spielzug ausführen? Hier gilt das Motto: "Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!" - Sandra Schubert
Sandra Schubert versteht sich als Expertin für Verkauf und positive Psychologie. Sie engagiert sich außerdem als Mentorin für ein MINT-Programm an der Fachhochschule Rosenheim (Hochschule für angewandte Wissenschaften). Ihre Beobachtung: "Die jungen Frauen brauchen keine Schutzzäune mehr!" - Tanja Peters
Tanja Peters ist Verhandlungsexpertin, systemische Beraterin und Trainerin. Weil Erfolg nicht nur Kopfsache ist, biete sie auch MUTMuskeltraining an.