Netzwerker kommen aber an Windows NT nicht mehr vorbei

Novells Comeback scheint mit dem Geschäftsjahr 1998 gelungen

09.12.1998
MÜNCHEN (gh) - Netzspezialist Novell hat wieder Tritt gefaßt. Diese Ansicht vertreten Experten schon länger - die Ergebnisse des Geschäftsjahres 1998 brachten endgültige Gewißheit. Abgesehen von den positiven Zahlen scheint es bei der Netware-Company auch wieder in Sachen Strategie zu stimmen.

Für das am 31. Oktober beendete Geschäftsjahr 1998 bilanziert Novell einen im Vergleich zum Vorjahr von rund einer auf 1,08 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz. Der Nettogewinn beträgt 102 Millionen Dollar oder 29 Cent pro Aktie nach einem Verlust von 78 Millionen Dollar oder 22 Cent je Anteilschein 1997. Die Rückkehr zu relativ stabilen Wachstumsraten wird vor allem durch das vierte Quartal untermauert. Hier kam der frühere Netzwerkprimus auf Einnahmen von 298 Millionen Dollar, was ein Plus von elf Prozent gegenüber dem Schlußquartal 1997 (269 Millionen Dollar) bedeutet. Der Nettogewinn erhöhte sich von 35 auf 42 Millionen Dollar respektive von zwei auf zwölf Cent je Aktie.

Andreas Zeitler, Novells Vice-President für Zentral- und Osteuropa, gab sich bei der Kommentierung der Zahlen vor der deutschen Presse selbstbewußt.

Im vierten Quartal, traditionsgemäß das stärkste bei Novell, habe vor allem die Nachfrage seitens Großkunden mit einer Steigerung von mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr massiv angezogen. Mehr als 150 Millionen Dollar flossen durch sogenannte Big Accounts auf die Konten der Netzwerker. Mit anderen Worten: Novell ist das Comeback im Enterprise Computing gelungen.

Verzeichnisdienst NDS war Hauptumsatzträger

Zeitler führte dies auf die Auslieferung der Version 5 des Netz-Betriebssystems Netware sowie die breite Akzeptanz der Novell Directory Services (NDS) zurück. Aber die Groupware-Server-Plattform "Groupwise" hätte sich im Markt behauptet.

Der Nettogewinn pro Aktie übertraf im vierten Quartal die Erwartungen der meisten Analysten um rund vier Cent. Was aber viel wichtiger ist: Die jüngste strategische Ausrichtung der Company gilt als vielversprechend. So führte die Tatsache, daß Novell-Chef Eric Schmidt bereits vor Monaten öffentlich das Kriegsbeil mit Microsoft begraben hatte, zu überraschenden Allianzen. Novell gelang es, mit den Netzhardware-Giganten Lucent Technologies und Cisco Systems strategische Kooperationen abzuschließen, die die Implementierung der NDS auf Router und Switches beider Supplier vorsieht.

Die Zeiten alter Netware-Dominanz bei Server-Betriebssystemen dürften jedoch durch die mittlerweile unangefochtene Spitzenposition von Windows NT (36 Prozent Marktanteil im Jahr 1997, Netware 26,4 Prozent; Quelle: IDC) endgültig der Vergangenheit angehören. Trotz der Premiere von Netware 5 und der Tatsache, daß Microsofts Verzeichnisdienst Active Directory noch immer auf sich warten läßt, konnte Novell bei seinem Produkt-Flaggschiff gegenüber 1997 nur ein bescheidenes Wachstum von acht Prozent verbuchen.