Schrumpfungsprozess setzt sich fort

Novell uebergibt Unix-OLTP an Branchenneuling Bea Systems

09.02.1996

"Die Zukunft von Tuxedo war bei uns nicht gewaehrleistet", begruendet Dolores O'Shea, Novell-Managerin fuer Distributed Services. Die meisten Fachleute des Tuxedo-Teams wuerden zu Bea wechseln, so dass dort ein Unternehmen mit rund 200 Mitarbeitern entstehe, das die Kunden ausreichend versorgen und das Produkt weiterentwickeln koenne.

Ueber die Zukunft von Tuxedo beim neuen Besitzer kann man nur spekulieren. Bea ist ein von ehemaligen Sun- und Ex-Pyramid-Managern im September 1995 mit 25 Millionen Dollar Venture-Kapital von Warburg, Pincus & Co. gegruendetes Unternehmen. Fuer die kommenden drei Jahre haben die Finanziers weitere 50 Millionen Dollar zugesichert.

Bei den Plaenen von Bea spielt Tuxedo als Online-Transaktions-Software nur eine untergeordnete Rolle, obwohl das Produkt auf Unix-Plattformen einen Marktanteil von 35 Prozent haelt. Kuenftig soll das System vor allem als Middleware dienen, mit der sich Grossrechnerdaten auf verteilte Systeme unter Unix oder Windows NT portieren lassen. Ausserdem soll auf Basis von OLTP-Technik ein Rahmenwerk zur Erstellung von dreistufigen Client-Server-Anwendungen geschaffen werden.

Trotz all dieser Vorhaben meldet der britische Branchendienst "Computergram" Zweifel am Tuxedo-Engagement von Bea an. Die Briten wollen erfahren haben, dass sich die Newcomer auch die Rechte am Tuxedo-Konkurrenzprodukt "Topend" von AT&T GIS gesichert haben.

Bea kauft zwei weitere Tuxedo-Spezialisten

Gegen ein Umschwenken auf Topend spricht allerdings, dass Bea kuerzlich mit der Information Management Corp., Edison, New Jersey, und der Independence Technologies Inc., Fremont, Kalifornien, die beiden groessten Tuxedo-Spezialisten der USA aufgekauft hat.

Novell behaelt von Tuxedo lediglich die Rechte an der Entwicklung fuer das Netware-Betriebssystem, die Netware Directory Services (NDS) und die Netzentwickler-Schnittstelle Net 2000. Der Sourcecode, 50 bis 60 Mitarbeiter und die meisten Rechte gehen an Bea, so dass der fruehere Besitzer nicht einmal mehr den Namen Tuxedo benutzen darf. Allerdings wurde vereinbart, dass bei der Entwicklung des OLTP-Produkts auf Kompatibilitaet geachtet wird.