Management heterogener Systeme erleichtert

Novell gibt Services für Wettbewerber frei

05.07.1996

Der Integration von Netware-Diensten, darunter Directory-, Security-, File- und Print-Services sowie symmetrisches Multiprocessing, in verschiedene Unix-Plattformen steht nichts mehr im Wege. Zu den ersten Lizenznehmern zählen die Unternehmen SCO und Hewlett-Packard (HP), die beide vergangenes Jahr Anteile an Novells Unixware erwarben. Mit anderen namhaften Unix-Anbietern führen die Netzwerker aus Orem, Utah, laut Marc Epstein, Vice-President der Network Services Division, Verhandlungen. SCO wird die Platform Services auf SCO Unixware 2.1 aufsetzen, HP will die File- und Print-Services von Netware 4.1 in HP-UX integrieren.

Kein Interesse an dem Code zeigt bislang Microsoft. Novell wird deshalb sein Geschick in die eigenen Hände nehmen: "Natürlich hätten wir die Mithilfe Microsofts begrüßt, aber wir schaffen es auch allein", erklärte Novell-Chef Bob Frankenberg die Marschroute seiner Company und kündigte noch für dieses Jahr die Novell Directory Services (NDS) für den Windows NT Server an.

Aus Sicht der Analysten von IDC tut Novell gut daran, NDS auf den NT Server zu portieren. Für 1996 rechnen die Marktforscher nämlich mit 400000 verkauften NT-Server-Lizenzen, 1997 soll sich die Zahl auf 800000 verdoppeln. Neue Perspektiven könnte auch das nächste Release des Betriebssystems Windows NT - auch unter dem Arbeitstitel Cairo bekannt - bieten.

Da es voraussichtlich mindestens ein Jahr ohne unternehmensweiten Verzeichnisdienst auskommen muß, offenbart sich hier für die NDS ein lukrativer Markt, wenn die Abwanderung vieler Anwender zu dem als Application-Server geschätzten NT Server schon nicht zu verhindern ist.

Beobachter sehen in den Cross Platform Services jedenfalls ein großes Plus für die Anwender. Diese können nämlich bestehende Netzwerk-Betriebssysteme weiterhin nutzen oder eine Architektur ihrer Wahl kaufen, ohne auf Netware-Dienste verzichten zu müssen.

In einem Punkt gibt es für Nutzer gemischter Netware- und NT-Server-Umgebungen jedoch Grund zur Freude. "Managewise 2.1", Novells Software zur Administration von LANs, reicht künftig über die Grenzen von Novell-Netzen hinaus. Das Produkt, das auch Intels "LAN-Desk" beinhaltet, läßt jetzt das Management von Netware- und NT-Servern sowie einigen anderen Desktop-Umgebungen zu. Mit Managewise 2.1, das im dritten Quartal 1996 ausgeliefert werden soll, wird Novell nach Ansicht der Experten endgültig den Fuß in das Geschäft mit größeren Netzwerken bekommen.

Der Markt für LAN-Verwaltungssoftware wächst IDC zufolge jedenfalls beträchtlich. Für 1996 prognostizieren die Analysten 540 Millionen Dollar Umsatz. Gegenüber dem Vorjahr mit einem Volumen von 295,5 Millionen Dollar wäre dies ein Wachstum um 83 Prozent.