RSA Conference 2015

Neue Wege in der IT-Security-Branche

28.04.2015
Von 
Harald Weiss ist Fachjournalist in New York und Mitglied bei New York Reporters.

Mangelnde Kooperation in der Sicherheits-Branche

Yorans kritische Einstellung gegenüber der Security-Branche werden von vielen Analysten und Experten geteilt. "Die Sicherheitsanbieter sind wie eine Erste-Hilfe-Truppe: sie haben immer schnell einen Fix zur Hand. Doch da die Wunden immer größer werden, müssen auch Pflaster und Mullbinden immer größer werden", sagt Jeff Moss, ein ehemaliger Hacker der heute als Security-Advisor für die US-Regierung im Einsatz ist.

Manche Sicherheits-Experten sehen für die Resignation innerhalb der Sicherheits-Branche auch hausgemachte Probleme. "Der erbitterte Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern hat zur Folge, dass jeder sein Produkt als einziges Allheilmittel anpreist - doch das ist unmöglich", sagt Robert Lee, Mitbegründer des Security-Startups Dragos. Mangelnde Kooperation würde konzertierten Konzepten im Wege stehen und damit bei den Unternehmen immer größere Lücken reißen, lautete seine Warnung an die CIOs.

Im Wettlauf gegen die Cyberkriminellen - schadet der harte Konkurrenzkampf der IT-Security-Anbieter der Branche?
Im Wettlauf gegen die Cyberkriminellen - schadet der harte Konkurrenzkampf der IT-Security-Anbieter der Branche?
Foto: alphaspirit - shutterstock.com

Auch Yoran sieht weniger technologische Probleme, sondern vielmehr Einsatz- und Anwendungsschwächen. "Insgesamt haben wir heute eine breite Palette an ausgezeichneten Technologien, doch diese werden zu wenig oder gar nicht eingesetzt da es an dem dafür erforderlichen Willen und dem entsprechenden Fachwissen fehlt", sagte Yoran zum Abschluss seiner Keynote auf der RSA Conference 2015.

Investitionen in IT-Security auf Rekordniveau

Die Unsicherheit vieler CIOs und CEOs in Sachen Security hat aber nicht zu einer Konsolidierung, sondern zu einer gegenteiligen Entwicklung geführt. So gab es im vorigen Jahr einen neuerlichen Gründungs-Boom im IT-Security-Business. Laut dem Verband Venture-Kapitalgesellschaften wurden im vorigen Jahr weltweit 1,9 Milliarden Dollar in neue IT-Sicherheitsunternehmen investiert. Dieser Betrag übertrifft den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2000 um zehn Prozent. Produktseitig reicht das Spektrum dieser Startups von Server- und Netzwerk-Sicherheit über Betrugs-Erkennung bis hin zu Hard- und Software für Identity Management.

Eines dieser jungen Startups heißt Cylance. Ein Unternehmen, das vom ehemaligen McAfee-Manager Stuart McClure gegründet wurde. Dieser verkündete auf der RSA Conference 2015, dass der Dateneinbruch bei Sony auf geschickte Phishing-Mails im Zusammenhang mit der Apple-ID begann. Hierzu hat das Unternehmen die von den Hackern veröffentlichten E-Mails der Sony-Mitarbeiter analysiert. "Es ist für uns völlig klar, dass die Attacken damit begannen, dass Sony-Mitarbeiter ihre Apple-ID verifizieren sollten", sagte McClure in seiner RSA-Präsentation.

Cylance bietet mit Protect ein neues Endpoint-Security-Produkt an, das auf Analytics und künstlicher Intelligenz aufbaut. Damit sei man in der Lage, mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit eine "schlechte" Datei von einer "guten" zu unterscheiden. Das Unternehmen hat Benchmarks gefahren, bei denen die bekannten Anti-Virus-Provider auf Erkennungsraten von 50 bis 60 Prozent kommen, wohingegen die Cylance-Lösung auf 99 Prozent kommen soll. Dabei soll die Software des Startups auch noch weniger Systemressourcen benötigen. Laut McClure benötigt der Filter 35 MB und kommt mit fünf bis zehn Prozent der CPU-Leistung aus, die gängige Anti-Virus-Programme benötigen.

Neue Security-Tools von Microsoft noch 2015

Scott Charney, Vice President bei Microsoft und zuständig für deren "Trustworthy Company"-Initiative, ging auf der RSA Konferenz in San Francisco stark auf die Problemfelder NSA-Überwachung und Cyberattacken im Auftrag von Regierungen ein. "In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, dass Regierungen ambivalent sind. Einerseits erheben sie den Anspruch einer Schutzfunktion für das Internet, andererseits erleben wir sie auch als Cyber-Angreifer", sagte Charney auf der Konferenz. Die Folge sei, dass die IT-Entscheider bei Cloud-Lösungen zwei Forderungen haben. Erstens mehr Transparenz über die erfolgten Datenzugriffe, zweitens wesentlich stärkere Schutzmaßnahmen, um Unternehmensdaten besser vor unbefugtem Zugriff zu schützen. Hierzu will Microsoft noch vor dem Ende des Jahres neue Tools und Verschlüsselungs-Methoden auf den Markt bringen. (fm)

Microsoft Vice President Scott Charney kündigte auf der RSA Conference neue Sicherheits-Tools an.
Microsoft Vice President Scott Charney kündigte auf der RSA Conference neue Sicherheits-Tools an.
Foto: EMC Corporation