Hautarzt aus dem Internet

Neue Handy-App entzweit Mediziner

19.02.2014

Telemedizin schon übliche Praxis

Viel offener reagiert die Deutsche Gesellschaft für Telemedizin. "Wir sehen viele Gesundheits-Apps kritisch, weil keine medizinische Expertise dahintersteht", sagt Sprecher Wolfgang Loos. "Aber solange Ärzte involviert sind, ist das nicht anzufechten". Es werde aber immer etwas sein, das Bürger selbst bezahlen müssten. Loos fragt sich, wie zeitgemäß das deutsche Fernbehandlungsverbot in der Musterberufsordnung für Ärzte ist, wenn selbst Krankenkassen telefonische Notdienste anböten. E-Health Strategien seien in Skandinavien, Frankreich und den USA längst Normalität.

Deutsche Kliniken nutzen Telemedizin zum Beispiel, um Herzkranke und Diabetiker in großen Programmen besser zu überwachen - durch automatisch gefunkte Werte. Muss Telemedizin außerhalb der Krankenhäuser eine Sache von Privatfirmen und Zuzahlungen sein?

Nicht in Südbrandenburg. Dort nutzen Mediziner Telemedizin schon seit 2010. Hautarzt Bernd Richter in Bad Liebenwerda erhält dann zum Beispiel über ein sicheres Netz eine Anfrage von einem Hausarzt aus der Region - oft schon mit dem Foto eines Hautproblems. Die Frage kann lauten: Ich habe den Verdacht auf schwarzen Hautkrebs, ist das korrekt? Teilt Bernd Richter diesen Verdacht, bekommt der Patient bei ihm sofort einen Termin. "Sonst gibt es bis zu einem halben Jahr Wartezeit", sagt er.

Richter würde es begrüßen, wenn dieses Internet-Ärztenetz noch viel weiter ausgebaut würde. Warum nicht mit Kollegen und ihren Patienten skypen, selbst vom Pflegeheim aus? Warum nicht auch den Chirurgen in der Klinik miteinbinden? "Wir haben hier so lange Wege für Patienten. Das könnte ihnen das Leben sehr erleichtern", sagt er. Bei "goderma" mitmachen würde Richter hingegen nicht. "Ich brauche meine Lichtlupe. Und ich muss die Haut anfassen", sagt er. "Bei allem anderen hätte ich Bauchschmerzen." (dpa/mb)