PSP kuendigt DCE fuer OS/2 und Windows an

Neue Allianzen sollen Sorgenkind OS/2 jetzt auf die Spruenge helfen

22.10.1993

MUENCHEN (CW) - Mit Produkterweiterungen fuer das Client-Server- Computing sowie strategischen Allianzen beispielsweise mit Vobis will IBM dem Sorgenkind OS/2 den Weg ebnen. Der DOS-Bereich wird zwar weiterhin gepflegt, einen besonderen Wachstumsmarkt sieht Big Blue darin jedoch nicht mehr.

Der IBM-Geschaeftsbereich PSP (Personal Software Products) wird sich noch kraeftig anstrengen muessen, um die fuer das Jahr 1993 anvisierten 400 000 OS/2-Lizenzen in Deutschland zu verkaufen. Von diesem Planziel wurden bislang nur etwa 50 Prozent erreicht, wie PSP auf der Systems zugeben musste. Dabei kann Big Blue seinen Anwendern die Aengste nehmen, dass mit dem im September ausgelaufenen Entwicklungsabkommen zwischen IBM und Microsoft auch die Kompatibilitaet zwischen OS/2 und Windows gefaehrdet sei: Nach wie vor erhaelt IBM die Sourcecodes aller laufenden Windows- Entwicklungen einschliesslich der Treiber. Dem Unternehmen bleibt weiterhin das Recht, auf Basis dieser Codes Programme zu entwickeln und Windows-APIs zu implementie- ren.

Um das Geschaeft mit OS/2 anzukurbeln, hat IBM weitere Vertriebsallianzen geschlossen. Aktuell zur Systems wurde ein Abkommen mit Vobis zur Vorinstallation des Betriebssystems auf den Rechnern des Discounters publik. Ein ebenfalls neues, aehnliches Preload-Arrangement fuer OS/2 auf PCs von Pacomp Computer sichert IBM den Vertrieb ueber die 70 Filialen der drittgroessten Computerhandelskette Comtech. Auch der etwas unglueckliche Umstand, dass die seit kurzem verfuegbaren leistungsstaerkeren Modelle der PS/1-Serie anstatt mit OS/2 mit PC-DOS und Windows ausgeliefert werden, soll sich demnaechst aendern. Aufwerten will IBM sein Betriebssystem auch durch die Ankuendigung von DCE fuer OS/2 und Windows. Version 1.0 ist laut PSP die erste PC-LAN-Implementation dieses Industriestandards fuer offene Systeme in verteilten Anwendungen. Das DCE-Entwicklungspaket kann ab sofort ueber das Developer Assistant Program bezogen werden.

Anders als bei OS/2 sieht PSP im DOS-Bereich nur noch wenig Wachstumschancen. Gerade im Hinblick auf das stiftbasierte Pen-DOS wird das Betriebssystem zwar weiterhin gepflegt, ein Markt ergebe sich aber in den naechsten vier bis fuenf Jahren nur bei ressourcenarmen Systemen, so ein PSP-Vertreter gegenueber der COMPUTERWOCHE. Trotzdem wird DOS skalierbar ausgelegt sein und kuenftig ueber Funktionalitaeten der Workplace Shell verfuegen.