Netzbetreiber müssen sich neu ausrichten

26.01.2004
Von Arno Wilfert

Wie sehr sich die Ausgangslage verändert hat, dokumentiert die Fehleinschätzung der Netzbetreiber noch zu Zeiten des Internet-Hype. Im Jahr 2000 hatten sie noch damit gerechnet, dass Datendienste 2007 einen Anteil von 35 bis 50 Prozent am Umsatz haben werden. Die Erwartungen sind heute deutlich konservativer, eher sorgt ein größeres Angebot an Sprach- und Mehrwertdiensten für Umsatz- und Profitabilitätssteigerungen. Trotzdem suggerieren die Netzbetreiber gerne, dass die Datendienste auf dem Vormarsch sind. Tatsächlich nimmt deren Nutzung zu, beruhen die mit Daten gemachten Umsätze in der Regel aber zu 95 Prozent auf SMS, einem Datendienst, für den UMTS überhaupt nicht erforderlich ist.

Sollte Mitte 2004 mit der Vermarktung von breitbandigen mobilen Datendiensten begonnen werden, stellt sich für die Netzbetreiber ein weiteres Problem. Sie müssen künftig keine Handys oder SIM-Cards mehr verkaufen, sondern - wenn sie es richtig anpacken - mobile Datenkommunikationsdienste mit entsprechenden Endgeräten. Der Vertrieb solcher Telefone und Services ist jedoch deutlich komplexer als bei herkömmlichen Mobiltelefonen und Sprachdiensten.

UMTS-Handys werden zum Bestandteil der IT-Infrastruktur

Bei den künftigen Devices handelt es sich eher um portable Miniatur-PCs mit integriertem Mobiltelefon, die entsprechend konfiguriert und regelmäßig mit Software-Updates versorgt werden müssen. Die Crux daran ist, dass diese Endgeräte in die gesamte Kommunikationsstruktur eingebunden werden müssen, weil es dem Kunden nicht zumutbar ist, mehrere Adressbücher, Kalender und Sprachboxen zu verwalten. Außerdem besteht an diese Produkte die Anforderung, die Interoperabilität mit der übrigen IT- und Kommunikationsinfrastruktur eines Kunden sicherzustellen. Stand heute sind die Vertriebsabteilungen der Netzbetreiber mit komplexen IT-spezifischen Fragen aber überfordert.

Angeklickt

Um ihre UMTS-Netze erfolgreich vermarkten zu können, müssen die Netzbetreiber

- mehr Content für Datendienste schaffen,

- UMTS-fähige Handys schnell durch Subventionen verbreiten,

- mit Systemintegratoren Angebote für Geschäftskunden entwickeln,

- den Support auf Datenanwendungen ausrichten,

- mit IT-erprobten Vertriebspartnern kooperieren,

- Angebote bündeln und

- Flat Fees einführen.

Unterschätzt wird bei den Mobilfunkanbietern offensichtlich der so genannte Netzeffekt. Die ersten Nutzer neuer Kommunikationstechnologien und -dienste haben in der Regel den Nachteil, dass sie kaum Kommunikationspartner mit kompatibler Technik finden. So nutzt einem zum Beispiel ein MMS-fähiges Mobilfunkgerät wenig, wenn die meisten Teilnehmer keine Multimedia Messages empfangen können, weil sie nicht über entsprechende Endgeräte verfügen, bestimmte Dienste nicht abonniert haben oder die Übertragung zwischen verschiedenen Netzen nicht funktioniert.