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Klarnamenzwang auf Google+

Netzaktivisten fordern Recht auf Pseudonym

06.09.2011

Nick oder Klarname

Auch in den USA sorgt die Klarnamen-Regel für heftige Debatten. Pseudonyme, ""Nicknames" oder Alias-Namen sind schon lange fester Bestandteil der Internet-Kultur", betont die Bürgerrechtsorganisation EFF (Electronic Frontier Foundation) in ihrer Kritik an der Namenspolitik von Google. "Langjährige Online-Bewohner führen schon seit über 20 Jahren einen Nickname."

Eine eigene Online-Identität führt auch Kixka Nebraska, die unter diesem Pseudonym als "Profilagentin" Personen oder Organisationen bei der Gestaltung eines Profils in Sozialen Netzwerken berät. "Meine gesamte professionelle Netz-Erfahrung und digitale Identität habe ich als Kixka Nebraska gewonnen und aufgebaut", sagt die Hamburgerin im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. "Mein Real-Namen-Ich ist für die Öffentlichkeitsarbeit einer Weiterbildungsinstitution verantwortlich - das wollte ich von Anfang an unterscheidbar halten."

Manche vermuten, dass die Klarnamenregel von Google+ das Interesse verfolgen könnte, den Werbekunden von Google künftig noch raffiniertere Angebote für gezielte Werbung machen zu können. Dies weist das Internet-Unternehmen zurück. Google betont, dass es andere Plattformen wie YouTube und Blogger unterhalte, auf denen es sehr wohl möglich sei, anonym oder mit einem regelmäßig verwendeten Pseudonym aufzutreten.

Forderungen aus der Politik nach einem "Vermummungsverbot im Internet", wie es im November 2010 der Vorsitzende der Enquete-Kommission Internet und Digitale Gesellschaft, Axel Fischer (CDU), ins Gespräch brachte, stoßen regelmäßig auf massive Proteste. Frank Rieger vom Chaos Computer Club (CCC) sagte am Wochenende auf der Berliner Konferenz "Netz für alle", ein "Echtnamenzwang führt auf den direkten Weg in die totalitäre Gesellschaft". Es sei ein Menschenrecht, anonym bleiben zu können oder ein Pseudonym zu verwenden. (dpa/ajf)