Tauziehen zwischen Cisco, IBM, Netscape und Novell

Networld+Interop: Das Interesse galt den Verzeichnisdiensten

15.05.1998

Verzeichnisdienste werden in modernen Netzen - darüber herrscht Konsens bei sämtlichen Directory-Anbietern - zwei entscheidende Rollen spielen. Einerseits lassen sich durch die simplere Administrierbarkeit einzelner Geräte im Netz Kosten reduzieren. Darüber hinaus sollen sie die künftige Basis für das Management verteilter unternehmensweiter Applikationen bilden.

Gemeinsamer Standard von Cisco und Microsoft

Dementsprechend präsentierte der Netzwerkprimus Cisco auf der Messe in Las Vegas eine erste Variante seiner Spezifikation "Directory Enabled Networks", die der Hersteller bereits im Februar dieses Jahres zusammen mit Microsoft versprochen hatte. Der Cisco-Microsoft-Standard soll es Administratoren in Zukunft erlauben, Netzhardware vom selben Directory aus zu kontrollieren wie den Rest des Netzes. Das noch für das vierte Quartal dieses Jahres vorgesehene Directory-Konzept wird unter anderem High-speed-Caching für die Administration dynamischer Daten sowie Erweiterungen für das Lightweight Directory Access Protocol (LDAP) bieten.

Kostenlose Netscape-Konsole

Gleichzeitig hat der Browser-Pionier Netscape mit "Mission Control" einen Directory-Server vorgestellt. Dabei handelt es sich um eine LDAP- und Java-basierte Directory-Management-Konsole, die kostenlos unter http://www.mozilla.org angeboten werden soll. Damit erhofft sich die Andreessen-Company mehr Interesse aus Entwicklerkreisen.

IBMs Engagement in Sachen Directory-Services dreht sich hingegen voll und ganz um die "Distributed Systems Series" (DS Series). Die bereits lieferbare und auf Big Blues Network-Computing-Framework aufsetzende Technologie enthält ein integriertes Set an Directory- und Sicherheitsmodulen, die sich in erster Linie für Internet-basierte Strukturen eignen soll. DS Series ist bereits für die AIX-Plattform erhältlich und soll in Kürze für Windows NT sowie Sun Solaris zur Verfügung stehen.

Ebenso hat Novell neue Pläne für eine erweiterte Directory-Services-Strategie vorgestellt. Die Company präsentierte auf der Networld+Interop sein DNS/Dynamic-Host-Configuration-Protocol-(DHCP-) Produkt, das IP-Management und eine einfachere Administration für DNS- und DHCP-Server gewährleisten soll. Die neuen DNS/DHCP-Services werden laut Novell zunächst als Bestandteil von Netware 5.0 und später dann als eigenständige Produktlinie ausgeliefert.

Relativ unbeachtet strickt auch der Datenbankspezialist Oracle an einem eigenen Directory-Konzept. Das Unternehmen plant die Verfügbarkeit einer neuen Version seines LDAP-basierten Verzeichnisdienstes, der zum Management der restlichen Oracle-Produktpalette dienen soll.