Zahlreiche Plug-ins in Entwicklung

Netscape liefert jetzt die Version 2.0 des Navigators aus

08.03.1996

Die jetzt endgueltige Version des Programms, das fuer Apple Macintosh, Microsoft Windows 3.1, Windows 95, Windows NT und fuer X-Window-Betriebssysteme erhaeltlich ist, kann von der Netscape- Homepage (http://home.netscape.com) heruntergeladen werden. Ueber diesen Link waren auch die bisherigen Betaversionen erhaeltlich, die laut Netscape-Angaben bereits von ueber 30 Prozent aller Navigator-User benutzt wurden. Insgesamt sollen 85 Prozent aller WWW-Surfer einen Netscape-Browser verwenden.

Funktionalitaet des Release 2.0 erweitert

Gegenueber der Vorgaengerversion hat das Unternehmen das Release 2.0 in seinem Funktionsumfang betraechtlich erweitert. So gehoeren folgende Internet-Anwendungen nun zum Lieferumfang: Netzwerk- Navigation, interaktive elektronische Mail, integrierte Diskussionsgruppen mit Gespraechsleitfaeden und Unterstuetzung von Live Objects einschliesslich Rahmen, Inline-Plug-ins, Javascript und Java-Applets. Spreadsheets, Animation, Audio-, Video- und 3D- Faehigkeiten ermoeglicht das Produkt durch die Live-Object- Funktionalitaet.

Fuer die Plug-ins, die mit Hilfe des Netscape-Navigator-Plug-in- APIs die Faehigkeiten der Plattform erweitern, haben bereits 18 Unternehmen Software entwickelt. Ueber siebzig weitere Plug-ins befinden sich laut Netscape derzeit noch im Entwicklungsstadium.

Die Anwender reagieren positiv

Die ersten Reaktionen der amerikanischen Netscape-User-Gemeinde sind durchaus positiv. Die Anwender begruessen vor allem die verbesserte Stabilitaet des Browsers im Vergleich zur Vorgaengerversion 1.2 und die erweiterten Web-Features wie Frames oder Textlaufbaender. Zustimmung findet im allgemeinen auch die Implementierung von Suns Interpreter-Sprache Java sowie die Moeglichkeit zu Plug-in-Applikationen.

Andere Anwender kritisieren jedoch die Ueberlastung des Browsers mit unnoetigen Features. Dieses Lager vertritt die Meinung, dass Funktionen wie inte- grierter Zugang zu Internet Newsgroups oder E-Mail-Faehigkeit nicht erforderlich sind. Dementsprechend scheiden sich auch die Geister an Netscapes Positionierung des Tools als Internet-Applicationssuite. In den Reihen der Kritiker haette man diese Funktionen lieber als separate Add-ons gesehen, um zu vermeiden, dass der normale Endanwender von der Funktionsvielfalt des Produktes ueberfordert wird.

Unter den Entwicklern schaetzt man dagegen besonders die Plug-in- Architektur des Navigator 2.0. Einige traeumen bereits von goldenen Zeiten, die durch die In-line-Multimedia-Moeglichkeiten einer in ihren Augen offenen Softwareplattform anbrechen.

Waehrend die Anwender noch ueber die Features der juengsten Navigator-Version diskutieren, plant Netscape bereits die Zukunft. Fuer das naechste Release ist eine Funktion vorgesehen, die die Aktivitaeten der Benutzer protokolliert (vergleiche CW Nr. 9, Seite 52). Ein WWW-Anbieter kann dieses Protokoll dann auslesen.

Bei der Internet Engineering Task Force (IETF) verfolgt man die Entwicklung der "Cookies", wie die Protokolle im Fachjargon heissen, mit Interesse. Allerdings bezweifelt IETF-Chairman Paul Mockapetris, ob sie wirklich alle relevanten Informationen erfassen.