Jenseits des Hypes um Peer-to-Peer (P-to-P) haben die jüngsten Technologiedebatten und Anwendungen deutlich gemacht, welche Auswirkungen das Modell auf die gesamte IT haben wird. Im Unterschied zum ersten Internet-Boom nannte Clay Shirky in seiner Keynote auf der P-to-P-Conference des O’Reilly-Verlags das neue Phänomen "The Great Rewiring" (die große Neuvernetzung). Zwar hat das Internet die globale Vernetzung vorangetrieben, doch bisher handelt es sich um ein zentralistisches Modell, in dem die Endpunkte (Clients) auf Server zugreifen und selbst weitgend inaktiv sind.
Nachfolger beseitigen Napster-Schwächen
Abgesehen von seiner juristischen Niederlage erscheint das Modell Napster angesichts neuester Entwicklungen als kaum mehr geeignet, die Peer-to-Peer-Technologie prototypisch zu verkörpern. Während neue Dienste wie Morpheus mittlerweile mit einem verbesserten Konzept in die Fußstapfen von Napster, Gnutella und Co. treten, zeigen Anwendungen wie Groove, die die Arbeit von Projektgruppen unterstützen sollen, dass sich P-to-P auch im professionellen Einsatz allmählich breit macht. Neben Sun mit seinem JXTA-Framework haben sich nun Microsoft und Intel mit eigenen Frameworks zu Wort gemeldet. Diese beiden Hersteller wollen Web-Service-Techniken mit P-to-P-Elementen verknüpfen.
Grundsätzlich ist das Peer-to-Peer-Modell gar nicht so neu, wie es auf den ersten Blick scheint - im Prinzip basiert beispielsweise das Internet von Anfang an darauf. Dort hat jeder Host eine eindeutige IP-Nummer und kann dadurch mit jedem anderen Host kommunizieren. Internet-fähige Spiele veranschaulichen spätestens seit Doom dieses Potenzial. Doch in der Praxis funktionieren das Web und andere Dienste weitgehend auf dem Client-Server-Prinzip mit sternförmiger Architektur: Mit dem Browser greift man auf zentral gespeicherte Informationen zu, die Clients stellen keine Server-Dienste bereit.
IP-Standards erschweren P-to-P