Münchner OB Ude verteidigt LiMux-Projekt

29.03.2012
Die Linux-Umstellung komme die bayerische Landeshauptstadt trotz aller Migrationsprobleme immer noch deutlich günstiger als der alternative Windows-Betrieb, antwortete Oberbürgermeister Christian Ude auf eine CSU-Anfrage.

Obwohl sich das Münchner LiMux-Projekt mittlerweile fast ein Jahrzehnt hinzieht und auch der Etat für die Umstellung der Client-Landschaft auf das Open-Source-System um rund die Hälfte aufgestockt werden musste, steht die Stadtverwaltung weiter hinter dem Vorhaben. Das lässt sich aus der Antwort auf eine offizielle Anfrage der CSU-Opposition herauslesen. Deren Stadtrat Marian Offman hatte Anfang des Jahres auf die Erfahrungen der Stadt Wien verwiesen, die einen Teil ihrer bereits auf Linux migrierten Arbeitsplätze wieder auf Windows umgestellt hat. Dabei hätten auch die hohen Kosten eine Rolle gespielt, mutmaßt Offmann.

Windows kommt teurer

Das weist OB Ude zurück. "Die aktuellen Kosten für das LiMux-Projekt betragen 11,7 Millionen Euro", beziffert er den bis Ende vergangenen Jahres angefallenen Aufwand. Ein dem Leistungsumfang des LiMux-Projekts vergleichbarer Ausbau auf Basis von Windows hätte dagegen mindestens Kosten in Höhe von rund 15,5 Millionen Euro verursacht, rechnet der SPD-Politiker vor. Darüber hinaus seien beim Betrieb einer Microsoft-basierten Infrastruktur nicht nur die einmaligen Umstellungskosten zu berücksichtigen, warnt Ude. Vielmehr müsste man auch die alle drei bis vier Jahre fälligen Updates einbeziehen: "Allein die Lizenzkosten für 10.000 PCs mit aktuellen Windows- und Office-Lizenzen würden derzeit über 2,8 Millionen Euro betragen." Im LiMux-Projekt fielen Ude zufolge dagegen nur die einmaligen Migrationskosten an. "Lizenzkosten für die Open-Source-Produkte gibt es nicht, sämtliche neuen Produktversionen sind kostenlos."

Neben den Kostenvorteilen spricht aus Sicht der Stadtverwaltung auch ein geringerer Supportaufwand für die Open-Source-Software. Mutmaßungen der CSU-Fraktion im Stadtrat, die Klagen über LiMux und die Mängelmeldungen würden sich häufen, entsprächen nicht der Realität.

Weniger Störungen mit LiMux

Nach Auskunft einzelner Administratoren würden bereits heute für LiMux-Arbeitsplätze weniger Störungen gemeldet als früher unter dem seit Jahren betriebenen Windows NT, berichtet Ude. Demnach sei die Zahl der Störungsmeldungen von rund 70 Ende 2008 auf aktuell knapp 50 pro Monat zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum habe sich die Zahl der LiMux-Clients von 1500 auf 9500 erhöht. Endgültige Aussagen über die Qualität der neuen Open-Source-Clients ließen sich jedoch noch nicht treffen, schränkt der Politiker ein.

Zu berücksichtigen sei, dass sich die LiMux-Arbeitsplätze erst in der Einführungsphase befänden: "In dieser Phase treten bei jeder Umstellung, also auch unter Windows, typischerweise am Anfang gehäuft Fehler auf, bis sich der Betrieb einschwingt und ein Normalwert an Störungen erreicht wird." Ude zufolge sei eine aussagekräftige Bewertung der Güte eines Arbeitsplatzes erst möglich, wenn alle geplanten Umstellungen auf LiMux abgeschlossen seien und die Clients etwa zwei Jahre in Betrieb seien. Erst danach könne man die Anzahl der Störungen pro Monat für jedes Referat mit den Zahlen für Windows NT vergleichen.

Probleme mit Fachverfahren

Bis Ende des Jahres sollen die letzten 2500 der insgesamt rund 12.000 Rechner der Münchner Stadtverwaltung auf Open-Source-Software umgestellt werden. Damit ist aus Sicht der Verantwortlichen ein Ende des mittlerweile fast zehn Jahre dauernden Vorhabens abzusehen. 2003 hatte der Stadtrat der bayerischen Landeshauptstadt eine Grundsatzentscheidung pro Open-Source-Software getroffen und damit für viel Aufsehen gesorgt. Doch gerade in den ersten Jahren geriet die Umstellung häufig ins Stocken. Erst 2006 wurden die ersten Clients auf LiMux migriert. Vor allem die mehreren hundert Fachverfahren, die zum Teil mit für Windows maßgeschneiderter Software abgewickelt wurden, bereiteten den Verantwortlichen Kopfzerbrechen. Diese Software umzustellen halten Insider für den problematischsten Teil der Umstellung.(ba)