Systems '97Messe-Rundgang: Web-Integration

Möglichst bewahren - schließlich muß Altes nicht gleich schlecht sein

17.10.1997

Ein ganzes Paket an Produkten bringt Borland dieses Jahr nach München mit in Halle 11, Stand B06/C12. Auf die Web-Anbindung von Datenbanken spezialisiert ist "Intrabuilder", das nun in der Version 1.5 vorliegt. Das Tool verfügt über eine visuelle Programmierumgebung, die jener von "Delphi" ähnlich ist. Außerdem zeigt der kalifornische Anbieter das Java-Werkzeug "J-Builder", das sich zur Erstellung plattformunabhängiger Multi-Tier-Applikationen eignet.

Die Salzburger Takefive Software GmbH zeigt in Halle 3, Stand B06, Neuheiten rund um die Entwicklungsumgebung "Sniff+" für unternehmensweite Softwareprojekte. Das Programm ermöglicht eine einheitliche Projektabwicklung auf verschiedenen Plattformen und mit unterschiedlichen Programmiersprachen. Das Tool arbeitet jetzt auch auf der "Scalable-Worldmark"-Server-Plattform von NCR. Die Softwerker der Integrated-Systems-Tochter stellen auf der Systems ferner Third-Party-Lösungen wie CASE- und RAD-Tools, GUI-Builder, Compiler, Editoren und Debugger vor.

Möglichst unabhängig von Plattformen bleiben

Progress Software aus Köln präsentiert in Halle 2, Stand C01, zwei Produkte, mit denen sich unterschiedliche Datenquellen ins Web bringen lassen: "Apptivity" ist eine Entwicklungsumgebung für Multi-Tier-Geschäftsanwendungen, bei denen sowohl Clients als auch Server komplett in Java geschrieben sind. Als Client kommen deshalb alle Java-fähigen Browser in Frage. Die Software verwendet am Server "Java Database Connectivity"(JDBC)-Treiber und ermöglicht somit den Zugriff auf alle Standard-SQL-Datenbanken.

Magic Software Enterprises bringt die "Magic V8 Enterprise Edition" in Halle 2, Stand D06. Es handelt sich um ein datenbank- und plattformunabhängiges RAD-Entwicklungswerkzeug für Client-Server- und Internet-Lösungen. Auf die Anwendungen läßt sich damit sowohl von Web- als auch Magic-Clients zugreifen. Zu den neuen Features zählen Java- und HTML-Integration, visuelles dynamisches Application-Partitioning sowie ein überarbeitetes Applikations-Management.

Anwendungsumgebungen für das Internet und Intranet sowie Entwicklungs-Tools sind Schwerpunkte der Präsentation der Firma Visual Numerics International in Halle 3, Stand A03. Darunter befindet sich die Java-Programmbibliothek "JNL", die numerische Erweiterungen für die Java-Entwicklungsumgebung beinhaltet und die Integration von mathematischen und statistischen Funktionen in Java erlaubt. Mit dem Werkzeug "Smarttable" werden Excel-Spreadsheets automatisch in Java-Applets umgewandelt, die sich dann über das Internet aufrufen lassen.

Die Version 3.0 des Corba-entsprechenden Object Request Brokers (ORB) "Visibroker" von Visigenic stellt Interactive Objects Software aus Freiburg vor (Halle 3, Stand A03). Aufgrund der IIOP-Unterstützung können C++-Programme damit auf Java-Objekte zugreifen und umgekehrt. Die Implementierung von IIOP over SSL und das Visibroker-SSL-Pack sollen für die nötige Sicherheit bei Client-Server-Verbindungen sorgen. Das Programm bietet ferner nativen Support für Single- und Multi-threaded-Applikationen.

Damit die mühsam gewonnenen Daten nicht ein isoliertes Dasein im firmeninternen Netz fristen, sondern auch gegebenfalls der Zugriff via Intranet oder Internet möglich ist, müssen Datenbanken auf die neuen Anforderungen vorbereitet sein.

Die Wiesbadener Firma Patzschke und Rasp kommt in diesem Jahr mit der Version 4.0 ihres Tools "Sapphire/Web" für die Anbindung von Datenbanken an das Web auf die Systems (Halle 12). Datenbankobjekte und HTML-Seiten lassen sich nach Angaben des Herstellers per Drag-and-drop verbinden. Das Werkzeug macht es möglich, dynamische Anwendungen mit reinem Java-Code zu erstellen und plattformübergreifend einzusetzen.

Verbindung von Web und Host

Die Persoft GmbH aus Germering bei München (Halle 14, Stand D04) hat neben Produkten für die PC-Host-Connectivity nun auch mit der "Persona"-Reihe Lösungen für Web-to-Host-Verbindungen im Angebot. Sie sollen es ermöglichen, über Standard-Browser auf unternehmenskritische Host-Anwendungen zuzugreifen. Die Angebote gibt es in den Versionen "Insight" für höhere Ansprüche und alternativ "Entry".

WRQ aus Seattle stellt auf dem Wick-Hill-Partnerstand (Halle 18, D14) eine Version der Connectivity-Suite "Reflection" vor, die den Microsoft-möchte-gern-Standard Active X unterstützt. Anwender haben damit unter den Win-32-Versionen des "Internet Explorer" Zugriff auf IBM-Mainframes und AS/400-Rechner sowie HP-, Digital- und andere Unix-Systeme. Eine Java-basierte Version von Reflection hat WRQ kürzlich angekündigt. Die Lösung soll sich dann auch für NC-Umgebungen eignen.

Attachmate (Halle 7, Stand C08/D03) bringt mit dem "Extra"-Host-Publishing-System eine Web-to-Host-Entwicklungslösung auf den Markt. Sie soll den Zugang zu IBM-Mainframes und AS/400-Hosts gleichermaßen mit einem Web-Browser erlauben. Neu ist auch der "Hostview Server 4.0" für Windows NT. Er leitet TN3270-Host-Daten in das unternehmensinterne Intranet und unterstützt TN3270, TCP/IP sowie gängige Sicherheitsmechanismen. Das Programm läßt dem Anwender für die Betrachtung der Host-Daten die Wahl zwischen Java- und Active-X-Komponenten.

Der Messe-Auftritt der IBM Software in Halle 5, Stand A06/ B09, dreht sich um die Bereiche E-Business, Network Computing und Java. Durch die Java-Integration in die "DB2 Universal Database" können Anwender mit Applets von jedem Client aus auf die Datenbank zugreifen. Mit "Host-on-Demand" läßt sich ein Java-fähiger Browser auf eine 3270-Telnet-Emulations-Session aufschalten. Das Feature ist Teil des Net- scape "Communicator Pro" und ermöglicht den Zugriff auf Host-Daten ohne zusätzlichen Programmieraufwand.

Auch die Hersteller betriebswirtschaftlicher Standardlösungen können und wollen sich dem Internet-Boom nicht verschließen. Dabei geht es den Unternehmen neben Kosteneinsparungen und einer generellen Innovation ihrer Produkte nicht zuletzt natürlich auch um ihr Image.

Die J. D. Edwards GmbH (Halle 12, Stand 24) bringt die Business-Software "Oneworld" unter Java ins Internet. Die Anwendungen stehen weltweit zur Verfügung und lassen sich von jeder Plattform aus über einen Java-fähigen Browser aufrufen. Das soll Außendienstmitarbeitern ebenso entgegenkommen wie Kunden, Distributoren und Lieferanten eines Unternehmens. Darüber hinaus sind Internet-basierte Transaktionen möglich. Bereits vorhandene Anwendungen können die Connectivity-Funktionalität nach Herstellerangaben ohne eine Neuprogrammierung nutzen.

Neben der Version 5.3 ihrer integrierten Standard-Software "VPPS/NT" stellt die Infor GmbH das Internet-Modul "VPPS-Connect" in Halle 9, Stand D06, vor. Damit trägt der Hersteller 30 Prozent der Kunden Rechnung, die nach Angaben des Unternehmens bereits heute eine PPS-Anbindung an das Internet wünschen. Mit dem neuen Modul kann weltweit die Planung und Steuerung der Produktion nach dem Organisationsprinzip der "fraktalen Fabrik" über das Inter- und Intranet erfolgen.

Auch Baan (Halle 2, Stand B04/D05) bringt neue Internet-Applikationen. Hier ist beispielsweise der "Electronic Shopper" mit einem Produktkatalog und einer Bestellmöglichkeit zu nennen. Weiter wird der "Baan Navigator" präsentiert, mit dem sich unternehmensweit verteilte und auf unterschiedlichen Plattformen liegende Datenbestände über das Internet abrufen lassen.

Die SAP versorgt Systems-Besucher gleich an drei Orten mit Informationen: in Halle1, in Halle 12 sowie in Halle 21 am Stand B07/D07. Dort ist die erste Version der neuen Java-fähigen Oberfläche zu SAP R/3, Release 3.1, zu sehen. Mit der gleichen optischen Erscheinung wie die native R/3-Benutzerschnittstelle bietet das Java-SAP-GUI die Möglichkeit, vertraute R/3-Anwendungen per Internet zu nutzen. Diese laufen dann auch auf Net-PCs und NCs, der R/3-Host sendet die nötigen Java-Applets zum Client.

Die neugegründete Tochter der PSI AG, die Berliner Psipenta Software Systems GmbH, stellt in Halle 12, Stand 41 die überarbeitete Version 3.0 ihrer Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Software unter dem Namen "Psipenta" vor. Im Gegensatz zum Vorgänger "Piuss penta" hat diese Lösung einen objektorientierten Systemkern und unterstützt den Microsoft-Objektstandard COM/DCOM. Mögliche Programmiersprachen sind Active X, Visual Basic oder Java. Der Zugriff auf Psipenta-Objekte kann beispielsweise mit Web-Browsern aus HTML-Forms erfolgen. Weiter vermag die Software, Anwendungen wie Microsoft Office, Lotus Notes oder PC-basierte CAD-Systeme und deren Funktionen aus Psipenta heraus zu starten und zu nutzen.

Java selbst für Transaktionen

Siemens-Nixdorf Informationssysteme führt Produkte zum Thema Web-Integration an zwei Systems-Lokalitäten vor: am Hauptstand A04/A11 in Halle 6 und in der Sonderschau "Word Online" in Halle 14 am Stand C05/D05. Neben einer Lösung für den weltweiten Archivzugriff mit einer Web-basierten Dokumenten- Management-Lösung und einem Java-Anschluß für den Transak- tionsmonitor "Open-UTM" wird die Push-Technologie am Beispiel von Marimba demonstriert. Ferner will SNI die Bedienung verschiedener geschäftsrelevanter Server-Applikationen über Standard-Browser sowohl im Inter- als auch im Intranet vorstellen.

CA Computer Associates tritt dieses Jahr als Unteraussteller verschiedener Partner an. Zusammen mit DEC (Halle 12, Stand 2) zeigt das Unternehmen beispielsweise die objektorientierte Datenbank "Jasmine", deren Applikationen auch im Inter- und Intranet lauffähig sind. Mit "Opal" können Anwender ein Werkzeug zur Integration von Desktop- und zeichenorientierten Mainframe-Midrange-Anwendungen in eine Multimedia-Benutzeroberfläche erhalten. Die Applikationen lassen sich unverändert in Client-Server-Umgebungen oder im Web einsetzen. Weiter präsentiert CA das Systemadministrations-Konzept "Unicenter TNG", das ab sofort Open-VMS-Systeme über das "Real-World-Interface" verwalten kann.

Für die Auftragserfassung per Internet stellt SoftM in Halle 2, Stand A14, den Prototyp eines neuen Moduls vor. Damit wird eine Kundenbestellung direkt via Internet erfaßt und im Auftragsmodul der integrierten Gesamtlösung erzeugt. Für das auf AS/400-Umgebungen spezialisierte Unternehmen ist dies der erste Schritt, das Internet als Medium zu integrieren.*Alexander Freimark ist Mitarbeiter der CW aus Rosenheim.