Moderne Dienste aus alten Leitungen

13.02.2004
Von Claus Lindemann
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - "Das Festnetz ist alt, modernen Funknetzen gehört die Zukunft", lautet ein gängiges Pauschalurteil. Doch Carrier und Hersteller wehren sich zunehmend dagegen: Mit innovativen Diensten und Initiativen versuchen sie gemeinsam, den alten Kabeln neues Leben einzuhauchen. Claus Lindemann ist Technical-Partner-Manager bei Openwave in München und vertritt das Unternehmen im Fixed-Line-MMS-Forum.

Gute Frage: Wie mache ich meinen Kunden Multimedia-Anwendungen im Festnetz schmackhaft? (Foto: Vismedia(BT)

Obwohl UMTS noch in den Kinderschuhen steckt und der Launch des neuen Mobilfunkstandards weiter auf sich warten lässt, nimmt das Angebot an Datendiensten für Mobiltelefone stetig zu. Pop-Hits als polyphone Klingeltöne, Superstars im Hintergrund und ein kaum zu überblickendes Angebot an News-Diensten aus Wirtschaft, Sport und Politik ringen um die Gunst der Handy-Besitzer und sorgen für allmählich steigende Umsätze bei den Anbietern. Hinzu kommen die umfangreichen Portale der Netzbetreiber wie T-Zones, Vodafone live oder I-Mode.

Im Gegensatz dazu beschränken sich die Angebote im Festnetz bisher weiterhin auf Sprachdienste. Doch auch Festnetzbetreiber sind auf der Suche nach neuen Geldquellen. Sie müssen ihre Umsätze steigern und sind zusammen mit der Industrie auf einem guten Weg, mit so genannten Fixed-Line-Multimedia-Messaging-Services (F-MMS) attraktive Datendienste auch über alte Kabel anzubieten. Mittels grafischer Benutzeroberflächen auf Telefon-Displays und Anwendungen wie Bildnachrichten oder dem Versand von Fotos über das Festnetz versucht die Branche, ihre Position im Kampf gegen die Mobilfunkanbieter zu stärken.

Da die Kosten für die bestehenden GSM-Netze im Mobilfunk gedeckt sind und wegen des hohen Konkurrenzdrucks sinken seit geraumer Zeit die Verbindungspreise. Aufgrund dieser Entwicklung treten Mobilfunk- und Festnetzanbieter zunehmend in gegenseitigen Wettbewerb, und die klassische Festnetztelefonie verliert Marktanteile. Gleichzeitig bauen die Mobilfunker ihre Angebote an mobilen Datendiensten weiter aus, um die Umsätze zu steigern. Viele Festnetzbetreiber sind dagegen nach einer Phase der ambitionierten Expansion hoch verschuldet. Zugleich führen sie untereinander einen heftigen Preiskampf. Durch reine Sprachdienste sind daher mittelfristig keine signifikanten Umsatzsteigerungen zu erwarten.