Mobile TV - das WM-Chaos

29.05.2006
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Endgeräte sind Mangelware

Dass DMB zur Fußball-WM in Deutschland ein Massenpublikum erreichen wird, ist unwahrscheinlich. Fraglich ist nicht nur, ob die Kunden zahlen und darüber hinaus auch neue Endgeräte anschaffen wollen, sondern auch, ob MFD zum Sendestart überhaupt genügend Geräte bereitstellen kann. Das Gros der Handhelds soll angeblich bereits nach China verkauft worden, da sich die Asiaten bei der Einführung des Handy-TVs entscheidungsfreudiger gezeigt hätten als die Deutschen, frotzeln vor allem DVB-H-Befürworter hinter vorgehaltener Hand. Auch die ersten DVB-H-Ausstrahlungen, so es sie zur WM gibt, werden weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden. "Wir werden für den Piloten wohl über ein DVB-H-Gerätekontingent im dreistelligen Bereich verfügen", dämpft O2-Manager Gufler zu hohe Erwartungen. Ferner war es bis Redaktionsschluss noch offen, ob die Mobilfunker überhaupt ausstrahlen dürfen. Bislang haben sie nämlich keine Sendelizenz. Jedoch gibt es eine Absichtserklärung von vier Landesmedienanstalten, DVB-H zur WM zu erproben, weshalb die Mobilfunker zuversichtlich sind, dass es doch noch klappt.

Vergabegerangel

Mit einer endgültigen Vergabe von DVB-H-Lizenzen rechnet die Branche erst nach der Regional Radio Conference (RCC) im Juni. Dann, so die Hoffnung, werden eventuell einige der DVB-T-Frequenzen, die TV-Sender gebunkert haben ohne sie zu nutzen, für das Mobile-TV freigegeben. Ein Anliegen, das beispielsweise die Bundesnetzagentur unterstützt, während sich die Landesmedienanstalten, in deren Verantwortungsbereich in Deutschland die Rundfunkausstrahlung liegt, noch bedeckt halten. Hier wünscht sich beispielsweise Kristina Irion, bei O2 für Regulierungsfragen zuständig, mehr Unterstützung durch die Politik, beispielsweise bei der bundesweiten Vergabe der DVB-Frequenzen.