Partner wenden sich an professionelle Anwender

Mit Netscapes Hilfe sucht HP den Zugang zum Intranet-Markt

24.05.1996

Netscape-Anwender können demnächst weltweit den HP-Support kontaktieren. Im Gegenzug erhofft sich HP mehr Profil im Internet-Markt, in dem direkte Konkurrenten wie etwa Sun Microsystems bereits enteilt sind.

Konkret wollen die beiden Partner Groupware-Tools entwickeln, indem sie Netscapes Internet-Mail-Server und HPs Messaging-Lösung "Openmail" zusammenführen. Die Software soll weltweit gemeinsam vermarktet, verkauft und betreut werden. Darüber hinaus kann HP im Rahmen des Abkommens Netscape-Produkte wie die "Suitespot"-und "Fasttrack"-Server mit den HP-UX- und "Netserver"-Plattformen bündeln und auf den eigenen Servern vorinstallieren.

Eine für Netscape sehr wichtige Vereinbarung dürfte den Kundendienst betreffen. Der HP-Service gilt weltweit als sehr gut, während Netscape einige Probleme mit der Betreuung der Kunden nachgesagt werden. Von den Vereinbarungen profitieren jedoch nur Anwender, die Netscape-Produkte über HP beziehen. Wer direkt bei der Internet-Company einkauft oder bereits bezogen hat, muß weiterhin auf den Net- scape-Support vertrauen.

Mit HP versucht Netscape auch, das Startfenster in den Markt für professionelle Kunden zu vergrößern. Ein wesentlicher Grund, warum man sich für Hewlett-Packard und gegen Sun oder Silicon Graphics entschieden habe, sind laut Netscape-CEO Jim Berksdale HPs bessere Kontakte zu den IT-Abteilungen der großen Anwenderunternehmen. Ein weiterer Pluspunkt sei gewesen, daß HP sowohl Unix- als auch Windows-NT-Plattformen im Portfolio führe.

HP könnte nach Meinung von Beobachtern mit dem Netscape-Deal den Sprung in die Spitzengruppe der Internet-Anbieter schaffen. Dabei konzentriert sich der Hersteller auf den professionellen Intranet-Markt. Er zieht auf diese Weise auch mit Sun und Compaq gleich, die ihre Server ebenfalls mit Internet- und Intranet-Diensten anbieten. Die Berücksichtigung des Betriebssystems Windows NT in der künftigen Intranet-Strategie dürfte laut Einschätzung einiger Marktbeobachter zudem Microsofts Bemühen erschweren, mit eigenen Internet-Lösungen im Markt Fuß zu fassen. Trotz dieser positiven Beurteilung der Allianz halten sich beide Partner noch ein Hintertürchen für andere Bündnisse offen: Die Vereinbarungen sind nicht exklusiv.