Homeoffice und mehr

Mit flexiblen Arbeitszeiten Familien unterstützen

02.02.2021
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
In Nordrhein-Westfalen haben sich Arbeitgeber dem Netzwerk Familienbewusste Unternehmen angeschlossen, um ihre Beschäftigten besser zu unterstützen. Wir haben uns bei einem Systemhaus und einer Internetfirma umgehört.
  • Familienbewusste Personalpolitik in einem Systemhaus
  • Flexible Arbeitszeiten als Mehrwert
  • Kindererziehung, Pflege von Angehörigen & mehr
Familienbewusste Personalpolitik ist für viele Beschäftigte besonders wichtig. Gerade in der Corona-Zeit benötigen viele vermehrt Unterstützung vom Arbeitgeber.
Familienbewusste Personalpolitik ist für viele Beschäftigte besonders wichtig. Gerade in der Corona-Zeit benötigen viele vermehrt Unterstützung vom Arbeitgeber.
Foto: Jelena Zelen - shutterstock.com

Für Svenja Hansen, Marketing-Leiterin des Systemhauses H&G Hansen & Gieraths in Bonn, ist es selbstverständlich, die familiäre Situation der Beschäftigten zu berücksichtigen: "Da wir selbst vier Kinder haben, wissen wir, wie wichtig eine familienbewusste Personalpolitik ist. Die Mitarbeiter brauchen einen gewissen Spielraum, die Möglichkeit, Kinder zu haben, ohne dass ein Elternteil auf den Beruf komplett verzichten muss. Das haben wir selbst so gelebt, diese Möglichkeit sollen auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben."

Gerade während der Corona-Pandemie brauchen die Beschäftigten, deren Kinder seit kurzem wieder im Homeschooling zuhause betreut werden müssen, jede Unterstützung, die sie von Seiten ihres Arbeitgebers bekommen können. Schon während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 hat Elke Graff, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau & Beruf Bonn/Rhein-Sieg, festgestellt: "Die Corona-Pandemie hat nicht nur das Thema Digitalisierung nach vorne, sondern auch Lerneffekte für die Unternehmen gebracht. So sind sich die Firmen bewusster geworden, dass vielfältige Aufgaben auch von zuhause aus erledigt werden können." Die Folge: Deutlich mehr Unternehmen böten jetzt Homeoffice und flexible Arbeitszeiten an. Einige Mitglieder aus dem Netzwerk Familienbewusste Unternehmen Bonn/Rhein-Sieg seien ihren Beschäftigten besonders entgegengekommen und hätten zum Beispiel Hardware nach Hause transportiert.

Elke Graff, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau & Beruf Bonn/Rhein-Sieg: "Viele Firmen haben im Zuge der Corona-Pandemie gelernt, wie viele Aufgaben auch von zuhause erledigt werden können."
Elke Graff, Leiterin des Kompetenzzentrums Frau & Beruf Bonn/Rhein-Sieg: "Viele Firmen haben im Zuge der Corona-Pandemie gelernt, wie viele Aufgaben auch von zuhause erledigt werden können."
Foto: Martin Magunia

In dem Netzwerk findet sich nicht nur das Systemhaus H&G Hansen & Gieraths, sondern auch die Internetfirma Wetteronline aus Bonn. Frank Müntinga, Personalleiter bei WetterOnline ist überzeugt: "Das Netzwerk ist für uns die perfekte Plattform, um zu zeigen, wie leicht familienbewusste Personalpolitik ist. Zum einen können wir unsere familienbewusste Personalpolitik bewerben, zum anderen können wir uns mit gleichgesinnten Unternehmern austauschen und neue Impulse setzen wie auch gewinnen." Ob bei der familienbewussten Personalpolitik oder beim Thema Homeoffice, WetterOnline hat laut Müntinga die Erfahrung gemacht, "dass hier vieles möglich ist, dass man vieles ausprobieren kann. Oft steht einfach nur der Kopf im Weg."

Frank Müntinga von WetterOnline: Am wichtigsten ist den meisten Mitarbeitern die zeitliche Flexibilität, um private Herausforderungen bewältigen oder um Zeit mit der Familie nutzen und genießen zu können.
Frank Müntinga von WetterOnline: Am wichtigsten ist den meisten Mitarbeitern die zeitliche Flexibilität, um private Herausforderungen bewältigen oder um Zeit mit der Familie nutzen und genießen zu können.
Foto: WetterOnline

70 Prozent der 150 Beschäftigten von WetterOnline arbeiten in einer IT-Funktion. Gesucht sind aktuell Softwareentwickler, aber auch Experten für Machine Learning, die helfen, einen künstlichen Metereologen zu erschaffen beziehungsweise ihn zu optimieren.

Müntinga sagt, am wichtigsten sei den meisten die zeitliche Flexibilität, um private Herausforderungen bewältigen oder um Zeit mit der Familie nutzen und genießen zu können - "egal ob im Rahmen von Homeoffice Lösungen, Sabbatical-Zeiten, Arbeitszeitreduzierungen oder Elternzeit, zu der besonders unser Inhaber gerne ermutigt."

Svenja Hansen von H&G Hansen & Gieraths: "Gerade wenn Mitarbeiter ihre Angehörigen pflegen, ist die psychische Belastung sehr hoch."
Svenja Hansen von H&G Hansen & Gieraths: "Gerade wenn Mitarbeiter ihre Angehörigen pflegen, ist die psychische Belastung sehr hoch."
Foto: H&G Hansen & Gieraths

Ein Thema, das derzeit oft noch vergessen, aber für eine familienbewusste Personalpolitik immer wichtiger wird, ist die Pflege von Angehörigen, wissen Elke Graff vom Kompetenzzentrum und Svenja Hansen vom Systemhaus H&G Hansen & Gieraths. Hansen sagt: Gerade hier ist die psychische Belastung der Pflegenden groß. Hier unterstützen wir unsere Mitarbeiter, etwa durch Informationen und Rat von unserer Personalabteilung, auch zu Behördengängen, aber auch durch flexible Arbeitszeiten." Und ihr Mann und Geschäftsführer Holger Hansen ergänzt: "Teilzeitmodelle werden immer wichtiger. Für uns als Arbeitgeber ist es eine Herausforderung, diese Wahlfreiheit zu schaffen, flexibel zu bleiben, um ein Modell zu finden, das individuell für jede Familie passt."

Noch merkt Holger Hansen nicht, dass seinem Unternehmen die Unterstützung der Mitarbeiter im Recruiting hilft. Denn: "Viele Beschäftigte merken den Unterschied erst, wenn sie bei uns eine Zeit lang arbeiten und sich mit ihrem Partner in anderen Unternehmen vergleichen."

Umso wichtiger ist es, dass sich die Arbeitgeber in einem Netzwerk austauschen und so die Sichtbarkeit erhöhen.

Das Netzwerk Familienbewusst Unternehmen startete im Herbst 2020 das Programm "mentoring4women".
Das Netzwerk Familienbewusst Unternehmen startete im Herbst 2020 das Programm "mentoring4women".
Foto: Martin Magunia

Sichtbarkeit ist auch für Frauen im Beruf ein Thema, bei dem noch Unterstützung nötig ist. Darum startete das Netzwerk Familienbewusste Unternehmen vergangenen Herbst das Programm "mentoring4women" für Frauen, die in Führung gehen wollen. Dazu Elke Graff: "Wir bringen sie mit erfahrenen Managerinnen und Managern zusammen, die ihre Mentees über ein Jahr lang ehrenamtlich begleiten. Seit September 2020 sind 14 solcher Tandems am Start." Und Svenja Hansen ist auch mit am Start.

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