Mit dem PC ueber Laendergrenzen hinweg interaktiv arbeiten NCR erlaubt mit neuem Konzept Telekonferenz und Gruppenarbeit

17.12.1993

AUGSBURG (CW) - Ein Kommunikationssystem auf PC-Basis, das verschiedene Multimedia-Loesungen kombiniert, stellte die AT&T- Tochter NCR vor.

Grundlage fuer die Entwicklung der "Telemedia-Produkte" von NCR war das Konzept der "Desktop Visual Collaboration" (DVC), das aus den Denklabors der zu diesem Zweck neugeschaffenen Multimedia Business Unit von NCR/AT&T im amerikanischen Naperville stammt. Mit der Einfuehrung der Lean Production versuchen die Unternehmen vor allem eines zu erreichen: Die Reaktionsgeschwindigkeit auf die sich rasch aendernden Marktgegebenheiten soll sich erhoehen. Durch Einsatz von neuen Computer- und Telekommunikationstechniken will das DVC-Konzept - unter Einhaltung von offenen Standards - die herkoemmliche sprachbasierte Kommunikation so erweitern, dass Projektteams auch ueber raeumliche Entfernungen hinweg wie eine Gruppe im gemeinsamen Buero zusammenarbeiten koennen.

Hinter den Telemedia-Produkten von NCR verbirgt sich ein ausgekluegeltes Komplettsystem, das Videokonferenzen ebenso erlaubt wie die Multimedia-Kommunikation und die synchrone Dokumentenbearbeitung im Sinn von Workgroup-Computing. An Systemanforderungen setzt NCR dabei einen ISDN-Basisanschluss (1TR6- oder E-DSS1-Protokoll), mindestens 386SX-PC mit 33 Megahertz, Windows 3.1, 4, besser 8 MB Hauptspeicher, 9 MB freie Festplattenkapazitaet, VGA-Farbadapter mit einer Aufloesung von 640 x 480 oder 800 x 600 Pixel sowie mindestens zwei freie 16-Bit-ISA- Steckplaetze voraus (ein freier Slot wird in der Regel zusaetzlich belegt durch die Karte fuer den ISDN-Anschluss). Der Rechner soll ausserdem ueber einen Luefter verfuegen, in dessen Luftstrom die Peripheriekarten liegen.

Das Hardwaresystem der "Telemedia Connection" besteht aus zwei 16- Bit-ISA-Platinen, die ueber eine Steckverbindung gekoppelt sind. Das eine Board traegt den Video-Codec (Codierer/Decodierer)- Chipsatz AVP 4000 von AT&T, der die Verarbeitung der Videodaten uebernimmt. Das Chipset entspricht den CCITT-Standards H.221 (fuer audiovisuelle Dienste in multiplen 64-Kbit-Kanaelen), H.230 (fuer rahmensynchrone Steuer- und Indikationssysteme), H.242 (Standard fuer Kommunikationsprotokolle zum Verbindungsauf- und abbau), H.261 (digitale Kompression und Dekompression von analogen Videosignalen) sowie H.320 (Einbindung von Sprache, Video, Daten und Kontrolldaten in multiplen 64-Kbit-Kanaelen).

Gemeinsames Arbeiten an einer Applikation

Die zweite Karte uebergibt die Videosignale zur Bilddarstellung an die Grafikkarte und sorgt fuer die Kompression und Dekompression von Audio- und JPEG-Stillvideodaten. An Zubehoer bietet NCR neben einer externen Audioeinheit eine Videokamera an, die oben auf dem Bildschirm befestigt wird und sich bei einem ankommenden Videoanruf automatisch einschaltet.

Fuer die Einblendung des Videofensters am Bildschirm stehen die drei Standardformate fuer Videokonferenzen CIF (Common Intermediate Format), CIF 240 und QCIF (Quarter CIF) zur Verfuegung. Die Auswahl haengt von der eingesetzten Analogkamera ab. Unabhaengig vom Videoformat betraegt die Farbtiefe des Videobildes jeweils 16 Bit, die Bildwiederholrate ergibt sich aus der Groesse des eingeblendeten Videofensters.

Fuer die Steuerung aller Funktionen ist der "Telemedia-Manager" verantwortlich, mit dem sich per Mausklick die verfuegbaren Telefon-, Video- und Netzwerkdienste starten lassen. So kann ueber eine Telefonbuch-Applikation eine ISDN-Verbindung aufgebaut werden. Waehrend der Videokonferenz werden Bild und Ton lippensynchron zur Gegenstation uebertragen, wobei das Videobild in der Groesse skalierbar und auf dem Bildschirm bewegbar ist. Die "Telegraphics"-Software ermoeglicht das gemeinsame Arbeiten an einer Windows-Applikation. Die Teilnehmer von sogenannten virtuellen Projektteams koennen gemeinsam an der Applikation arbeiten, Aenderungen vornehmen etc., obwohl sie physikalisch nur auf einem Rechner vorhanden ist. Abspeichern und Verschicken der neuen Version erfolgt dann von dieser Station aus.

NCR plant fuer das Jahr 1994 die Marktvorbereitung, wobei man auf die Verfuegbarkeit von ISDN und Euro-ISDN angewiesen ist. Die Telekom beispielsweise will ISDN noch in diesem Jahr flaechendeckend in den alten Bundeslaendern anbieten koennen, fuer die neuen Bundeslaender ist das bis Ende 1995 geplant. Nach Angaben des Londoner Marktforschungsinstituts Ovum ist ISDN in Frankreich und England bereits zu 100 Prozent verfuegbar.

NCR bietet die Telemedia-Produkte sowohl einzeln als auch zusammen mit drei unterschiedlichen 486er PCs an. Die Basisversion von Telemedia Connection ist fuer knapp 7000 Mark zu haben, das guenstigste Komplettangebot kostet inklusive PC und Kamera rund 13 000 Mark.