Windows NT wird Netzkomponenten enthalten

Microsofts LAN-Strategie schafft Unsicherheit bei den Anwendern

17.01.1992

FRAMINGHAM (CW) - Kaum beginnt der LAN Manager bei den Kunden Akzeptanz zu finden, wird deren Vertrauen von Microsoft schon wieder erschüttert. Die Spekulationen um die Integration des Netzwerk-Betriebssystems in das für Ende 1992 angekündigte Operating System "Windows New Technology" (NT) löst Verunsicherung aus.

Wenige Monate, nachdem mit dem LAN Manager 2.1 die erste voll Fachleuten anerkannte und zu Novells Netware wettbewerbsfähige Version des Netzwerk-Betriebssystems auf den Markt gekommen ist, stürzt Microsoft mit seiner LAN-Manager-Politik die Anwender in ein Wechselbad der Gefühle. Die Strategen in Redmont wollen Ende des Jahres relativ zeitgleich ein Shrink-Wrapped-Release des LAN Managers sowie Features der Software als Addon in Windows NT auf den Markt bringen.

Viele User, die sich insbesondere aufgrund der verbesserten Merkmale Remote Management, verteilte Software, Directory Service und Sicherheit für die Version 2.1 entschieden haben, fürchten jetzt um die Zukunft des LAN Managers als eigenständiges Produkt und wollen zunächst weitere Investitionen vertagen. Sie fragen sich, ob die Software künftig als Zusatzfunktion für Windows NT verkauft, oder gar ganz in das Betriebssystem integriert wird. Es werden sogar Stimmen laut, Microsoft wolle OS/2 und den LAN Manager aufgeben.

Nach Ansicht einiger Marktbeobachter wird die Verunsicherung der Anwender jedoch nur von kurzer Dauer sein, weil es Microsoft nach der Umstellung der Organisationsstruktur gelingen werde, die Zweifel der Anwender zu zerstreuen. Das Unternehmen aus Redmont hat vor kurzem die Entwicklungsgruppen für Windows, Windows NT und LAN Manager zu einer Einheit, der sogenannten Corporate und Network Systems Group, zusammengefaßt und Paul Maritz zu deren Leiter ernannt.

Laut Maritz wird die Organisation weiter an den Upgrades des LAN Managers für OS/2 und Unix arbeiten und parallel dazu Windows NT entwickeln, das fundamentale Netzkomponenten wie File- und Print-Sharing beinhalten soll. Netz-Manager werden, so verspricht Maritz, die freie Wahl zwischen LAN-Manager-Funktionen und Features anderer Netzwerk-Betriebssysteme wie zum Beispiel Novells Netware haben. Der Leitei, der neuen Microsoft-Einheit ließ aber auch keinen Zweifel an den Plänen seines Unternehmens, Networking künftig nicht mehr so stark wie bisher von Betriebssystemen zu trennen.