Umsatz und Gewinn legen kräftig zu

Microsoft wächst weiter und hofft auf Berufungsrichter

01.05.1998

Die Rekordmeldungen aus Redmond, dem Hauptsitz des Softwarekonzerns, gehören fast schon zur vierteljährlichen Routine. Der Nettogewinn kletterte von 1,04 Milliarden Dollar im Vergleichsquartal des Vorjahres auf einen Rekordwert von 1,34 Milliarden Dollar (50 Cent pro Aktie). Dies entspricht einer Wachstumsrate von 25 Prozent. Der Umsatz stieg um 18 Prozent auf 3,77 Milliarden Dollar (Vorjahr 3, 21 Milliarden).

Nach Bekanntgabe der Ergebnisse erreichte der Kurs der Microsoft-Aktie mit 98, 875 Dollar einen neuen Höchststand. Greg Maffei, Finanzchef der Redmonder, führte die positiven Ergebnisse auf eine anhaltend starke Nachfrage nach den Produkten des Herstellers zurück. Vor allem in Nordamerika hätten die Verkäufe wegen des Erfolgs von Office 97 überdurchschnittlich zugelegt. Sorgen bereite dagegen nach wie vor der asiatische Wirtschaftsraum. Für das kommende Quartal sei mit einer Verlangsamung des Wachstums zu rechnen.

Richter zweifeln an Verfügung

Ungemach ganz anderer Art droht dem Softwarekonzern nach einer einstweiligen Verfügung des US-Bezirksrichters Thomas Penfield Jackson. Der Jurist hatte Microsoft mit seinem Urteilsspruch im Dezember 1997 dazu verpflichtet, Windows 95 und den Browser "Internet Explorer" auch getrennt anzubieten. Der Hersteller legte gegen diese Entscheidung Berufung ein. In einer ersten Anhörung äußerten die drei zuständigen Richter nun Zweifel, ob die Verfügung Jacksons rechtmäßig ist. Das Justizministerium hatte seinerzeit eine solche Entscheidung gar nicht beantragt. Vielmehr ging es den behördlichen Wettbewerbshütern darum, zu prüfen, ob Microsoft mit seinen Geschäftspraktiken gegen den 1995 geschlossenen Consent Decree verstößt.

Ob die Zeit nun angesichts des langwierigen Berufungsverfahrens für Microsoft arbeitet, ist allerdings fraglich. Wenn der Hersteller am 25. Juni das Betriebssystem Windows 98 unverändert - das heißt mit einer tief integrierten Browser-Komponente - auf den Markt bringt, wäre der Fall zwar möglicherweise erledigt. Andererseits könnte diese Situation einer ebenfalls laufenden, weiter reichenden Antitrust-Untersuchung gegen den Hersteller weitere Nahrung geben. Experten sind bezüglich des Ausgangs des Berufungsverfahrens und möglicher Auswirkungen für Microsoft deswegen weiterhin geteilter Meinung (siehe Seite 18).