Produkte zur Transaktionsverarbeitung geplant

Microsoft: Viper und Falke stürzen sich auf Firmen-DV

28.06.1996

"Microsoft hat endlich begriffen, daß die Großrechner nicht verschwinden werden", begrüßt Andrea Riddick, Beraterin bei Andersen Consulting, die Entscheidung der Gates-Company, Anschluß an die Welt der Transaktionsverarbeitung zu suchen. Sowohl Viper 96 als auch Falcon sollen noch in diesem Jahr die Betatestphase durchlaufen.

Soviel bislang zu erfahren war, handelt es sich bei Viper 96 um ein Transaktionssystem, das mit Active-X-Techniken, also der Internet-Programmiersprache Java und der hauseigenen OLE-Technik, arbeitet. Außerdem beruht es auf dem Microsoft-Konzept Distributed Object Model und den dazugehörigen Protokollen, mit deren Hilfe Microsoft die Funktionalität des objektorientierten Messaging- Verfahrens Common Object Request Broker Architecture (Corba) nachbauen will.

Als Beispiel für ein solches Konzept hat das Unternehmen kürzlich ein Server-System unter Windows NT gezeigt, bei dem mit Hilfe verschiedener Programmiersprachen, darunter Java, eine Verbindung zu IBMs Transaktionsmonitor CICS realisiert wurde. Auf den hauseigenen Plattformen, für die CICS-Implementierungen bereits bestehen, könnte Viper 96 dennoch zu einem Konkurrenzprodukt avancieren. So könnte Microsoft laut Senior Vice-President Jim Allchin die Software durchaus als eigenständigen Transaktionsmonitor verkaufen. Viper 96 ließe sich aber auch als Bestandteil des NT-Betriebssystems oder der SQL-Server-Datenbank vermarkten. Eine diesbezügliche Entscheidung werde aber erst nach der Betaphase gefällt.

Gleichzeitig entwickelt Microsoft an Falcon, einem asynchronen Messaging-System ê la IBMs MQ Series. Diese Technik erlaubt es, Transaktionen nach dem Vorbild von Workflow-Systemen zu bearbeiten. Das heißt, daß Transaktionen in Wartestellung gehen können, wenn der momentan zuständige Bearbeiter anderweitig beschäftigt ist (Siehe CW Nr. 23 vom 7. Juni 1996, Seite 2: "Microsoft arbeitet an eigner Transaktionsverarbeitung für NT").

Auch bei Falcon kann nur bedingt von einer Konkurrenzsituation zum entsprechenden IBM-Produkt ausgegangen werden. Erklärtes Ziel für beide Produkte ist vorerst, eine Verbindung zwischen Windows NT und exisitierenden Transaktionsprodukten zu schaffen. Dabei hat sich das Unternehmen laut Viper-Architekt Jim Gray viel vorgenommen: "Wir entwickeln keine neuen Algorithmen, sondern konzentrieren uns darauf, die Handhabung kinderleicht zu machen." Dabei hat er noch einen langen Weg vor sich. Ein wirklich einfaches Transaktionssystem wird es nach seiner eigenen Einschätzung erst in fünf bis zehn Jahren geben.