Microsoft: Viel Cash und wenig Innovationen

29.04.2004
Von 

Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Viele Microsoft-Kunden dürften sich, so Kritiker, angesichts des neuen Software-Abo-Modells ohnehin allmählich gelackmeiert vorkommen. Sie zahlen für regelmäßige Updates eine feste Pauschale - so es denn welche gibt. Auch an der Wallstreet fragt man sich hinter den Kulissen zunehmend, was denn wohl passiert, wenn Microsoft seine wichtigsten Produktneuerungen nicht rechtzeitig aus der Tür bekommt. Zudem habe die Gates-Company unverkennbare strategische Defizite. Microsoft habe bis heute keine überzeugende Antwort auf den Open-Source-Trend und damit auf die jetzt gegebenen Wahlmöglichkeiten vieler seiner Kunden gefunden, heißt es. Und der Softwaregigant verkenne offenbar nach wie vor die Tatsache, dass der Desktop-Rechner künftig sein Monopol als alleinige Informationszentrale der User zugunsten von Multimedia-Handys, Notebooks und PDAs bis hin zum Fernseher einbüßen werde.

Microsoft-CEO Steve Ballmer übrigens stand der "Business Week" bei ihrer Recherche höchstpersönlich als Gesprächspartner zur Verfügung und gab sich dabei gewohnt kämpferisch. Immer wieder werde etwa der PC-Direktanbieter Dell als die Wachstums-Company schlechthin von den Medien hofiert, dabei konnte Microsoft stets mit größeren Zuwächsen glänzen, beschwerte sich Ballmer. Im Übrigen sei sein Unternehmen nach knapp 30-jähriger Geschichte nun einfach "erwachsen" geworden. Deshalb gelte auch das Prinzip, dass es allemal einfacher sei, eine "verrückte Idee" zu haben und damit in den Markt zu gehen, als die bereits existierenden Kunden zu bedienen. Die installierte Basis sei für Microsoft "die größte Herausforderung und der ernst zu nehmendste Wettbewerber zugleich".

Bleibt abzuwarten, ob sich die Investoren auf Dauer damit abfinden werden. Neben der strategischen Ausrichtung steht dort zunehmend auch der hohe Barmittelbestand des Konzerns von inzwischen über 56 Milliarden Dollar im Mittelpunkt des Interesses. Microsoft dürfte mittelfristig einen Teil des Geldes verwenden, um im großen Stil eigene Aktien zurückzukaufen und so den Kurs zu stützen, wird unter Finanzanalysten spekuliert. Gleichzeitig könnte der Softwareriese auch versucht sein, durch Zukäufe seine Position in Geschäftsfeldern zu stärken, wo er jetzt noch deutliche Schwächen hat - etwa in den Bereichen Security, mobile Anwendungen und Spielesoftware.