Zwei Betriebssystem-Versionen stehen zur Auswahl

Microsoft und Go kämpfen um den Zukunftsmarkt der Notepads

15.03.1991

SAN FRANZISKO (CW) - Um den zukunftsträchtigen Markt für die sogenannten "Stift-basierten" Betriebssysteme ist in den USA ein Machtkampf zwischen dem innovativen Newcomer-Unternehmen Go Corp. und dem MS-DOS-Monopolisten Microsoft ausgebrochen. Das Bill-Gates-Unternehmen versucht jetzt offensichtlich, gestützt auf seine Marktmacht, Go aus dem Rennen zu schlagen.

Das kalifornische Unternehmen Go geriet mit der Präsentation seiner neuartigen Benutzeroberfläche "Penpoint" für sogenannte "Notepad"-Computer ins Licht der Öffentlichkeit. Dabei werden Daten mittels eines elektronischen Griffels direkt auf einer speziellen Flachbildschirm-Oberfläche eingegeben (siehe CW Nr. 6 vom 8. Februar 1991, Seite 21). Nach Go-Angaben kann dieses Betriebssystem sogar handschriftliche Eingaben erkennen.

Microsoft hat ein ähnliches System mit der Bezeichnung "Pen-Windows" entwickelt, wurde jetzt aber offenbar von der Medien-Offensive der Go Corp. überrascht und fürchtet deshalb in diesem wachsenden Markt man rechnet mit einem ähnlichen Boom wie bei den PCs in den letzten zehn Jahren - nur die zweite Geige spielen zu können. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" hat Microsoft jetzt eine Liste vorgelegt, nach der wichtige Hersteller portabler Systeme sich für Pen-Windows entschieden haben. Dabei wird besonders hervorgehoben, daß elf japanische Hersteller - darunter NEC, Toshiba, Hitachi und Fujitsu - auf das Microsoft-Produkt setzen. Von den japanischen Herstellern erwartet man besonders kleine Notepad-Rechner, die zu den Marktführern zählen werden. Damit hätte sich Microsoft einen wesentlichen Marktanteil gesichert.

Wettbewerber Go, gegenüber Microsoft eher ein Branchenwinzling, hat sich seine strategische Position durch die Unterstützung des Branchenriesen IBM gesichert. Big Blue hat mittlerweile auch angekündigt, demnächst Notepad-Rechner mit dem Betriebssystem Penpoint vorzustellen. Darüber hinaus planen auch der Laptop-Pionier Grid und NCR Penpoint bei ihren Kleinst-PCs einzusetzen. Die anderen großen Mitspieler im PC-Markt, Apple und Compaq, haben sich noch nicht für ein bestimmtes System entschieden - sie haben sich aber auch nicht gegen Penpoint ausgesprochen.

Für Microsoft und Go gilt es jetzt abzuwarten, weicher Hersteller die ersten Seriengeräte auf Basis eines der Betriebssysteme zur Marktreife bringen wird.

Produkte werden nicht vor Ende des Jahres erwartet, der Preis dürfte zwischen 5000 und 9000 Mark liegen. Chancen, vorher auf den Markt zu kommen, hätte Go, falls ein Kooperationsabkommen mit dem britischen Notepad-Hersteller "Active-Book" zustandekommt.