50 Prozent längere Laufzeit

Microsoft tauscht Azure-Server später aus

25.08.2022
Von 
Andy Patrizio arbeitet als freier Journalist für die Network World.
Dank Effizienzsteigerungen und besserer Hardware will Microsoft die Refresh-Zyklen seiner Cloud-Server von vier auf sechs Jahre verlängern.
Längere Laufzeiten für Server im Rechenzentrum rechnen sich in mehrerlei Hinsicht.
Längere Laufzeiten für Server im Rechenzentrum rechnen sich in mehrerlei Hinsicht.
Foto: Gorodenkoff - shutterstock.com

Anbieter von Cloud-Diensten haben jahrelang in Hardware investiert und Hunderttausende von Servern aufgestellt, während sie Rechenzentren von der Größe eines Fußballstadions so schnell wie möglich ausbauten. Aber die Party könnte zu Ende gehen. Auf seiner jüngsten Telefonkonferenz mit Finanzanalysten kündigte Microsoft Pläne an, die Lebensdauer seiner Cloud-Server von vier auf sechs Jahre zu verlängern.

Als Grund für die längeren Einsatzzeiten nannte Microsoft-CFO Amy Hood die "erhöhte Effizienz beim Betrieb unserer Server- und Netzwerkausrüstung sowie den technologischen Fortschritt". Diese Faktoren hätten dazu geführt, dass die Lebensdauer über die historische buchhalterische Nutzungsdauer hinausgehe. Natürlich gibt es auch einen finanziellen Aspekt: Hood zufolge könne Microsoft allein im angebrochenen Fiskaljahr 2023 durch die verlängerte Abschreibdauer 3,7 Milliarden Dollar einsparen.

Und Microsoft ist nicht allein. Sowohl Amazon Web Services als auch Google erklärten auf ihren jeweiligen Bilanzkonferenzen im Februar, dass sie die Lebensdauer ihrer Cloud-Hardware um ein Jahr verlängert haben.

Im Enterprise-Umfeld längst Praxis

Viele Unternehmen haben bereits längere Aktualisierungszyklen als Cloud-Provider. Eine IDC-Umfrage aus dem Jahr 2021 ergab, dass 10 Prozent der befragten Unternehmen ihre Server für primäre Arbeitslasten fünf Jahre oder länger behalten, und 19 Prozent behalten Server für sekundäre/weniger kritische Arbeitslasten fünf Jahre oder länger.

Einige der Lektionen, die Microsoft gelernt hat, könnten auch RZ-Profis in Unternehmen helfen - trotz der erheblichen Unterschiede zwischen den Rechenzentren von Unternehmen und Cloud-Anbietern. "Unternehmen erhalten Garantien für ihre Hardware, während Cloud Service Provider in der Regel keine haben", sagt Ashish Nadkarni, Group Vice President im weltweiten Infrastrukturbereich von IDC. Diese verwendeten Standard-Hardware in einem solchen Umfang, dass sie im Falle eines Ausfalls von einem umfangreichen internen Team repariert oder ersetzt wird. Unternehmen hingegen verlassen sich im Allgemeinen auf Serviceverträge mit Anbietern. Die Rechenzentren von Hyperscalern sind außerdem auf Redundanz ausgelegt, während Unternehmen unter Umständen unter so hohem finanziellen Druck stehen, dass sie eine geringere Ausfallsicherheit in Kauf nehmen.

Im Laufe der Zeit haben veränderte Beschaffungsmodelle und bessere Technologien dazu beigetragen, dass Unternehmen die Nutzungsdauer von Servern verlängern konnten. In vielen Rechenzentren sind Unternehmen vom direkten Kauf von Servern (Capex-Modell) zum Leasing (Opex-Modell) über Programme wie HPE GreenLake und Dell Apex übergegangen, bei denen die Anbieter die Verantwortung für die Geräte übernehmen.

Bessere Hardware - längere Lebensdauer

Die Server von heute sind langlebiger als die von vor zehn Jahren, sagt Nadkami. "Ich denke, dass die durchschnittliche Zeit zwischen zwei Ausfällen jetzt viel höher ist, insbesondere bei Komponentenausfällen, die den Server im Grunde funktionsunfähig machen würden, wie z. B. Festplattenausfälle oder Speicherausfälle." Außerdem habe sich die Gesamtlebensdauer eines Servers, also die Gesamtbetriebszeit, die man von einem Server erhält, deutlich erhöht.

Die Umstellung von mechanischen Festplatten und all ihren beweglichen Teilen auf SSDs hat definitiv zu einer längeren Lebensdauer beigetragen, da Festplatten viel häufiger als jede andere Komponente kaputt gehen können. Die heutigen Server haben auch ein effizienteres Wärmemanagement, erklärt der IDC-Analyst. "Das Lüfterdesign hat sich verbessert, und auch das Systemdesign, vor allem jetzt mit verschiedenen Arten von Kühltechniken, einschließlich Flüssigkeitskühlung." Dies trage dazu bei, dass die Chips nicht so schnell kaputt gehen. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Network World.