Convergence 2013

Microsoft startet Dynamics CRM 2013

07.11.2013
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mobile Apps, Social-Media-Funktionen und Prozess-Templates - mit seinem neuen CRM-Release will das Unternehmen in der Cloud und on Premise aufholen.

Der offizielle Startschuss in Microsofts neue CRM-Ära ist gefallen. Auf der Kunden- und Partnerkonferenz Convergence in Barcelona gab der Softwarekonzern die allgemeine Verfügbarkeit der stationären und Cloud-basierten Versionen seines "Dynamics CRM 2013" bekannt.

Die Convergence 2013 fand in Barcelona statt.
Die Convergence 2013 fand in Barcelona statt.
Foto: Microsoft

Der Launch des neuen CRM-Systems fällt in unruhige Zeiten. Erst im Sommer hatte Microsoft-Chef Steve Ballmer angekündigt, den Konzern neu aufstellen zu wollen. Die künftige Strategie soll sich dabei auf "Devices and Services" fokussieren. In Barcelona betonte Ballmer, CRM sei dafür ein wichtiger Baustein. Microsoft wolle den Anwenderunternehmen helfen, ihre Kundenbeziehungen auf eine neue Basis zu stellen. Die 2013er CRM-Version sei dabei ein großer Schritt voran, so der Microsoft-CEO, der bald aus dem Amt scheiden wird.

Kirill Tatarinov, Executive Vice President Microsoft Business Solutions (MBS), ergänzte, Unternehmen wüssten heute mehr über ihre Kunden und seien besser mit ihnen vernetzt als je zuvor. Sie hätten erkannt, dass sich mit den richtigen Werkzeugen für die Pflege der Kundenbeziehungen Wettbewerbsvorteile erzielen ließen.

Vorkonfigurierte Prozess-Templates

Im neuen CRM-Release integriert Microsoft insgesamt 18 vorkonfigurierte Prozess-Templates für Branchen wie etwa Sport-Management, Gesundheitswesen oder die öffentliche Hand. Kunden können diese Erweiterungen kostenlos vom CRM-Marktplatz im Netz herunterladen. Darüber hinaus gibt es Apps für die mobile CRM-Nutzung auf Plattformen wie Windows Phone, iOS sowie Android. Zudem offeriert Microsoft zum Marktstart ein Sonderangebot: Office-365-Kunden erhalten bis März 2014 einen Preisnachlass von bis zu 40 Prozent auf Professional-Lizenzen von Dynamics CRM online.

Insgesamt zeigte sich Tatarinov zufrieden mit dem CRM-Geschäft. Microsoft zufolge setzen 40.000 Unternehmen Dynamics CRM ein. 3,5 Millionen User nutzten das System weltweit. Der Bereich könne seit 37 Quartalen jeweils ein zweistelliges Wachstum vorweisen. Damit dies so bleibt, will Microsoft weiter in die Entwicklung seiner CRM-Lösung investieren. Bereits im ersten Halbjahr 2014 soll das nächste größere Update folgen. Darin will Microsoft weitere Business-Szenarien abbilden sowie zusätzliche Funktionen für Social Media und Analytics integrieren

Kirill Tatarinov: "Die Kunden sind heute besser informiert als je zuvor."
Kirill Tatarinov: "Die Kunden sind heute besser informiert als je zuvor."
Foto: Microsoft

Cloud-Anteil legt zu

Interessant dürfte das CRM-Rennen vor allem im Cloud-Umfeld werden. Im vergangenen Jahr hat der SaaS-Spezialist Salesforce.com nach Zahlen von Gartner beim Umsatz um 26 Prozent zugelegt und damit den langjährigen Spitzenreiter SAP vom Thron gestoßen. Aber auch Microsoft, auf Platz vier im Gartner-Ranking, konnte seine CRM-Einnahmen 2012 um 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Gartner zufolge gehen bereits 40 Prozent der weltweiten CRM-Umsätze auf das Konto von Cloud-Lösungen.

Auch bei Microsoft wächst der Cloud-Anteil am CRM-Geschäft, wie Corporate Vice President Bob Stutz berichtete. Um rund 80 Prozent habe dieses Segment im vergangenen Jahr zulegen können. Konkrete Zahlen nannte er indes nicht. Den Wettbewerb mit Salesforce sieht Stutz gelassen. Für Microsoft gehe es darum, seinen Kunden beim Betriebsmodell die Wahl zu lassen. Die einheitliche Codebasis erlaube den CRM-Betrieb in einer Public- oder Private-Cloud wie auch on Premise.

Microsoft trimmt ERP auf Cloud-Betrieb

Neben seinem neuen CRM-Release präsentierte der weltgrößte Softwarehersteller in Barcelona auch neue Versionen seiner ERP-Produkte. Kurz vor der Convergence hatte Microsoft bereits die Verfügbarkeit von "Dynamics NAV 2013 R2" angekündigt. Die neue Version der ERP-Software ist enger verzahnt mit anderen Microsoft-Produkten wie Office 365 und Sharepoint, beispielsweise durch ein einheitliches Single-Sign-On (SSO). Darüber hinaus präsentiert sich das ERP-System mit einem neuen User-Interface für seinen Web- und Windows-Client sowie neuem Help-Server und ausgebauten Werkzeugen für die Verwaltung des ERP-Systems.

Seinen Kunden und Partnern stellte Microsoft die neue "Dynamics"-Generation vor.
Seinen Kunden und Partnern stellte Microsoft die neue "Dynamics"-Generation vor.
Foto: Microsoft

Die neue Version des ERP-Pakets für große Unternehmen und Konzerne "Dynamics AX 2012 R3" bietet neue Funktionen für branchenspezifische Module wie Lagerverwaltung, Logistik, Transport sowie den Groß- und Einzelhandel. Darüber hinaus baut der Hersteller seinen App-Kosmos für das ERP-Paket aus. Neben den bereits verfügbaren Apps für Reisekostenabrechnung, Zeiterfassung sowie Genehmigungen können Anwender künftig auch ein neues Update des "Business Analyzer" über den Windows Marketplace beziehen. Anwender sollen damit auch von unterwegs auf für sie relevante Geschäftsdaten zugreifen können.

Auch im ERP-Bereich trimmt Microsoft seine Lösungen stärker in Richtung Cloud-Computing. So unterstützt das neue AX-Release, das im April 2014 offiziell auf den Markt kommen soll, den Betrieb auf der eigenen Infrastructure-as-a-Service-Plattform (IaaS) Windows Azure. Anwenderunternehmen könnten damit zwischen einem Cloud- oder einem On-Premise-Betrieb wählen beziehungsweise auch hybride ERP-Infrastrukturen aufbauen. Mit dem nächsten Major Release von Dynamics AX, das die Microsoft-Verantwortlichen für 2015 avisiert haben, soll sich die ERP-Lösung zudem mit einer entsprechenden Multi-Tenant-Architektur in einer Public Cloud betreiben lassen.

Microsoft arbeitet seit geraumer Zeit daran, seine Business-Software sukzessive von Release zu Release auf eine neue Cloud-fähige Basis-Infrastruktur nachzuziehen. Ziel ist, dass jede Lösung für sich eine einheitliche Code-Basis besitzt, die dem Kunden die Wahl lässt, ob er die Software in einer Cloud beziehungsweise on-Premise betreiben möchte. Als Grundlage für den Cloud-Betrieb bringt Microsoft seine IaaS-Plattform Azure ins Spiel. Der integrierte Azure Service Bus stellt dabei einen Messaging-Kanal zur Verfügung, um Cloud-Anwendungen mit lokalen Anwendungen, Diensten und Systemen zu verbinden.

Kunden wollen Cloud-Option haben

Mit dieser Strategie, einheitliche Softwarelösungen für den Cloud- und On-Premise-Betrieb anzubieten, entschärft Microsoft den Druck, dedizierte Lösungen für beide Betriebsmodelle parallel am Markt platzieren und puschen zu müssen - zumal etliche Kunden sich nur langsam mit der IT-Wolke anfreunden können. Was das Geschäft mit Cloud-Lösungen anbelangt zeigten die deutschen Kunden zwei Gesichter, berichtete beispielsweise Hans-Jürgen Rose, der den Bereich Dynamics Business Solutions seit April dieses Jahres bei Microsoft in Deutschland verantwortet. Einerseits halte sich das konkrete Interesse an Business Software Lösungen aus der Cloud noch in Grenzen. "Andererseits wollen die Kunden diese Option jedoch haben", sagt der Microsoft-Manager. Er kenne keinen Kunden, der beteuert, für immer am Eigenbetrieb seiner Lösungen festhalten zu wollen. (sh)