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Microsoft beschwört den Hagelsturm herauf

20.03.2001
Mit "Hailstorm" hat Microsoft eine neue XML-basierte Internet-Plattform vorgestellt, die das Einrichten von (gebührenpflichtigen) Web-Services für alle Betriebssysteme und Endgeräte ermöglichen soll.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Unter dem Codenamen "Hailstorm" hat Microsoft eine neue XML-basierte Internet-Plattform vorgestellt, die das Einrichten von Web-Services für alle Betriebssysteme und Endgeräte ermöglichen soll. Gleichzeitig ist es der Einstieg in eine Infrastruktur für gebührenfinanzierte Online-Anwendungen.

Im Rahmen der Web-Service-Strategie .NET haben die Verantwortlichen des Softwarekonzerns schon seit längerem verkündet, dass die neue Plattform auch andere Betriebssysteme unterstützen werde. Mit Hailstorm zeichnet sich nun der erste konkrete Schritt in diese Richtung ab. Es handelt sich dabei um ein ganzes Paket von Building-Blocks, die unter dem Dach von .NET für verschiedene Dienste über das Web zur Verfügung stehen. Entwickler können unter Verwendung von offenen Standards wie XML und Soap aus solchen Bausteinen Web-Angebote erstellen, die auf diversen Endgeräten - ob PC, Handheld oder Smartphone - zu nutzen sind.

Bei der Vorstellung von Hailstorm am Firmensitz in Redmond sagte Bill Gates, dass es sich dabei vermutlich um die wichtigsten .NET-Service-Komponenten handle. "Das ist revolutionär, weil dabei die Kreativität der Anwender und die Fähigkeiten ihrer verschiedenen Geräte voll zur Geltung kommen", warf sich Gates in die Brust. Derzeit seien die Anwender mit verschiedenen, unverbundenen Dateninseln wie Handy, PC oder PDA konfrontiert. Hailstorm soll helfen, diese Inseln zu kombinieren und die Daten ohne Zutun des Anwenders zu verteilen.

Die komponentenbasierten Softwaremodule werden online gehostet und sollen hohen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Im ersten Schritt sind 14 Softwaredienste vorgesehen. Dazu zählen das elektronische Adressbuch „Myadress“, „Myprofile“, das Namen, Bilder und persönliche Daten enthalten soll, die Mailbox „Myinbox“ für akustische und schriftliche Nachrichten oder „Mynotifications“, das über Updates und andere Nachrichten informiert. Um die Datensicherheit solcher persönlicher Online-Dienste zu gewähren, verbindet Microsoft Hailstorm mit seinem aktuellen Authentifizierungs-Service „Passport“, der bereits in Verbindung mit dem kostenlosen Webmail-Dienst Hotmail zum Einsatz kommt.

Hailstorm soll vom kommenden Betriebssystem Windows XP, von Office XP und von zukünftigen Spielen unterstützt und für zukünftige Software-Updates genutzt werden. Gegen Ende des Jahres ist der Start der Betatests geplant, im nächsten Jahr sollen die Services verfügbar sein.

Die Redmonder haben fünf Partnerunternehmen präsentiert, die Hailstorm unterstützen werden. Es handelt sich dabei um American Express, Click Commerce, Ebay, Expedia sowie Groove Networks. Letzteres wird seit kurzem vom Lotus-Notes-Vater Ray Ozzie geführt. Auch eine Reihe anderer Firmen soll bereits an Tests mit einzelnen Komponenten von Hailstorm beteiligt sein. Ebay hat bereits zuvor einen strategischen Technologieaustausch vereinbart, der zum Ziel hat, die Ebay-API in einen .NET-Dienst umzuwandeln.

Nach Einschätzung einiger Analysten ist Hailstorm für Microsoft aus zwei Gründen bedeutend. Einerseits kann Microsoft auf dieser Basis die viel diskutierten Softwareservices mit regelmäßigen Gebühren einführen. Außerdem erleichtert man Entwicklern das Erstellen von Web-Diensten, was die Unterstützung von .NET im Entwicklerlager fördert. Die Gates-Company möchte mit Hailstorm vor allem eine klare Unterscheidung der verschiedenen Internet-Geschäftsmodelle herbeiführen. Während .NET grundsätzlich werbefinanzierte Dienste unterstützt, sollen sich Hailstorm-Dienste anstelle von Werbung ausschließlich durch Gebühren finanzieren. Der Softwarekonzern will so mithelfen, die Seriosität von Online-Anwendungen zu steigern, um das bisher eher geringe Vertrauen der Anwender zu fördern.