MDA Pro: Mini-Laptop oder Smartphone?

28.07.2005
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
Mit dem MDA Pro verfolgt T-Mobile ein neues Gerätekonzept.

Die MDA-Reihe von T-Mobile - und mit ihr die baugleichen Pendants von O2 (XDA) und Vodafone (VPA) - hat sich vor allem bei Geschäftsanwendern zu einer populären PDA/Handy-Kombination gemausert. Dabei sah es anfangs gar nicht so gut aus: Der MDA I war für Handy-Verhältnisse viel zu klobig und wurde eher belächelt, GPRS war für mobile Mail- und Web-Nutzung zu teuer, und Bugs nervten viele Kunden. In der mittlerweile ausgereiften dritten Generation ist der MDA III am Markt jedoch recht erfolgreich, und die Ausstattung mit WLAN, Bluetooth, Tastatur und anderen Gimmicks lässt kaum Wünsche offen. Um so überraschender kam bereits auf der CeBIT 2005 die Ankündigung eines Nachfolgers. Schon optisch signalisierte der damalige Prototyp mit seiner ausladenden Tastatur und einem neuartigen Klapp-Display ein neues Gerätekonzept.

Pro und Kontra

-- Gute Tastatur;

- hoher Arbeitskomfort dank VGA und wahlweise Tastatur- oder Stiftmodus;

- verbesserte Kompatibilität mit Desktop-Office;

- permanente Online-Fähigkeit mit UMTS, GPRS und WLAN;

- USB 2.0.

- Für PDA zu hohes Gewicht;

- keine Dockingstation;

- viele Pocket-PC-Anwendungen nicht kompatibel zu Windows Mobile 5.0;

- mickrige Bedienknöpfe.

Technische Daten

Modellbezeichnung MDA Pro

Hersteller T-Mobile/HTC (Taiwan)

Länge x Breite x Höhe 127,7 x 81 x 25 Millimeter

Gewicht 285 Gramm

Stand-by-Zeit/Sprechzeit ca. 260/480 Stunden (lt. Hersteller)

drahtlose Triband GSM, UMTS, GPRS, W-LAN, Datenübertragung Bluetooth, Irda

Display TFT-VGA, 480x640 Pixel, 65000 Farben

Kameras 1.3 Megapixel außen, 0,3 Megapixel innen

Prozessor Intel PXA 270, 520 Megahertz

Speicher 128 MB Flash-ROM, 64 MB SDRAM

Externe Erweiterungen SD-(IO)/MMC-Slot, USB 2.0

Preis bis zu 500 Euro je nach Vertragsmodell

Größer und schwerer

Rechtzeitig vor dem Verkaufsstart im September hat T-Mobile nun die ersten Vorseriengeräte zum Test freigegeben. Die begleitende Bezeichnung "Mini-Notebook" soll dabei auch gleich die Neuorientierung unterstreichen. Anstatt dem zeitlos gültigen Mobile-Diktat "kleiner und leichter" zu folgen, trägt der MDA Pro gegenüber seinen Vorgängern deutlich dicker auf. So ist er in der Breite um etwa 17, in der Dicke um ungefähr vier Millimeter gewachsen. So richtig zugelegt hat er aber beim Gewicht, das um zirka 100 auf nunmehr 285 Gramm angestiegen ist. Damit ist auch sofort klar, dass er beim klassischen Hemd- und Jackentaschenkriterium durchfällt.

Bevor es an die Arbeit geht, steht zunächst eine Erkundungstour in Sachen Hardware an. Die Bauweise ähnelt der von Convertible-Tablet-PCs: Das Display dient als Deckel und kann zunächst Notebook-artig aufgeklappt werden. In dieser Position lässt sich nun der Bildschirm um 180 Grad drehen und wieder zuklappen, womit sich der Neuling in der klassischen Pocket-PC-Anordnung mit Stiftbedienung präsentiert. Wichtige Voraussetzung für diese Kombi-Bauweise ist die umschaltbare Display-Ausrichtung, wie sie seit Windows Mobile 2003 SE möglich ist. Beim Wechsel vom Stift- auf den Tastaturmodus schaltet die Anzeige automatisch zwischen Hoch- und Querformat um.

Die Tastatur selbst wirkt auf Anhieb recht überzeugend. Einerseits hebt sie sich positiv von den derzeit gängigen Behelfsklaviaturen á la MDA III, Blackberry oder Palm Treo ab. Im Gegensatz dazu vermittelt sie eher den Eindruck, als wolle sie das unterste akzeptable Limit einer Notebook-Tastatur definieren. Die gut erfühlbaren Tasten haben einen angenehmen Druckpunkt, und mit etwas feineren Fingern lassen sich Texte sogar fast im Zehnfingersystem tippen.

Die Gewöhnung an die Tastatur fällt auch deshalb leicht, weil etliche Funktionstasten mit den Windows-Bedienelementen wie "Ok"-Knopf, Kontextmenü oder Startmenü korrespondieren. Mit etwas Übung kann man den MDA Pro sogar völlig ohne Stift bedienen.

Im geschlossenen Zustand lässt das Gerät zunächst keine nutzbare Funktion erahnen. Tatsächlich aber lassen sich mit zwei kleinen seitlichen Telefontasten Anrufe zumindest entgegennehmen und beenden. Getrübt wird das insgesamt recht schlüssige Bedienkonzept allerdings durch die drei zu klein geratenen Knöpfe an der Geräteseite für Kamera, Sprachsteuerung sowie Display-Beleuchtung. Welcher Knopf wofür zuständig ist, lässt sich erst bei näherem Blick auf die schemenhaften Symbolaufdrucke erahnen. Ein schneller Schnappschuss geht da schnell mal daneben. Anzumerken wäre außerdem die etwas dürftige Qualitätsanmutung der gesamten Hardware, die nicht an das Niveau vergleichbarer Produkte wie des Nokia Communicator heranreicht.

Buchsen ungünstig platziert

Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der Anschluss des Lade- und Datenkabels. Zwar punktet die USB-2.0-Mini-Buchse mit hoher Synchronisationsgeschwindigkeit und universeller Erweiterbarkeit. Ärgern dürfte viele Nutzer jedoch deren Platzierung an der Geräteseite. Weder lässt diese Bauform eine klassische Dockingstation zu, noch dürfte es dafür im Zubehörhandel die bisher üblichen, praktischen Autohalterungen geben.

Vorbildlich ist der MDA IV hingegen in Sachen mobile Datenanbindung. Neben Triband-GSM (900/1800/1900), GPRS, Wireless LAN und Bluetooth steht nun auch auf der Pocket-PC-Plattform erstmals UMTS als Breitbandmobilfunk zur Verfügung. Da sich die UMTS-Abdeckung bisher auf Ballungsräume beschränkt, sorgt die Verbindungssoftware automatisch für einen Wechsel zwischen GPRS und der 3G-Technik. Als "echte" UMTS-Anwendung hat T-Mobile Videotelefonie integriert. Zum Einsatz kommt hierbei die zum Benutzer hin gerichtete Display-Deckelkamera. Sofern der Gesprächspartner über einen MDA Pro oder ein anderes standardkonformes UMTS-Telefon verfügt, reicht ein Knopfdruck zum Aufbau einer Konferenzschaltung. Der praktische Nutzen dieses Features dürfte sich jedoch angesichts von Netzlücken und geringer Gerätedichte noch in Grenzen halten.

Auf der Softwareseite hat Microsoft mit Windows Mobile 5.0 für reichlich Neuerungen gesorgt. Hiervon profitieren unter anderem geschäftliche Anwender mit Zugriff auf einen Exchange-Server. So steht in Verbindung mit dem kostenlos separat erhältlichen Feature-Pack nun auch die von Blackberry her bekannte E-Mail-Push-Funktion zur Verfügung. Dank einer neuen Protokollkompression soll außerdem das Datenvolumen bei Mail-, Kalender- und Adresssynchronisation mit Exchange um rund 40 Prozent sinken.

Viele Verbesserungen in der neuen Betriebssystem-Version offenbaren sich aber erst auf den zweiten Blick, denn Microsoft hat die einfache Bedienung noch stärker in den Vordergrund gerückt und die Optionsvielfalt weiter reduziert. So verfügt Outlook Mobile über noch weniger Menüoptionen, vermittelt aber trotzdem den Eindruck eines gelungenen Mail-Clients für Exchange, POP 3, Imap, MMS und SMS.

Ein mobiles Office

In Verbindung mit der querformatigen VGA-Arbeitsweise verbessert sich zudem die Arbeit mit Office-Dateianhängen oder PDF sowie den nun ebenfalls unterstützten Powerpoint-Dateien. Auch der überarbeitete Internet Explorer avanciert dank VGA nun zu einem ernst zu nehmenden Browser, der nicht für nur PDA-optimierte, sondern in gewissem Umfang auch für normale Web-Seiten genutzt werden kann.

Ein weiteres Novum stellte der Einsatz von dauerhaftem Flash-ROM als Arbeitsspeicher dar. Vorbei ist damit der für PDAs typische totale Datenverlust bei entleertem Akku. Überarbeitet wurde auch die Synchronisationssoftware Activesync. Version 4.0 verfügt nun über eine optimierte USB-Unterstützung, eine Statusanzeige bei der Exchange-Synchronisation und integriert jetzt auch den Abgleich von Multimedia-Dateien aus dem Windows Media Player 10.

Probleme mit der Software

Ganz glatt dürfte die Umstellung auf Windows Mobile 5.0 übrigens nicht für jeden verlaufen. So müssen sich die Nutzer von bestehender Pocket-PC-Zusatzsoftware auf einige Inkompatibilitäten mit Altanwendungen einstellen. Zu den blockierten oder nur eingeschränkt funktionsfähigen Anwendungen zählen so populäre Tools wie die Outlook-Alternative "Pocket Informant". Die Installation des verbreiteten Task-Manager- und Desktop-Werkzeugs "SPB Pocket Plus 3.0" quittierte unser Testgerät mit einem totalen Systemabsturz. Die meisten namhaften Hersteller haben bereits aktualisierte Softwareversionen für Windows Mobile 5.0 angekündigt. (ue)