Marketing statt Loesungen Informix-User-Treffen: Anbieter kuendigt objektbasierte Tools an

22.07.1994

TAMPA (ua) - Mehr mit sich als mit ihren Anwendern beschaeftigt, zeigte sich die Informix Software Inc. auf der diesjaehrigen internationalen User-Konferenz. Das Unternehmen nutzte die Praesenz von rund 1200 Benutzern, um die objektorientierte Entwicklungsumgebung "New Era" sowie "View point pro" anzukuendigen.

"Die Konferenz verkommt mehr und mehr zu einem Produkt-Rollout", beklagte sich ein Teilnehmer unter Applaus bei der Informix- Fuehrungsriege. Zwar erwarteten die Anwender auch Ausblicke auf Produktstrategien, doch vermissten sie konkrete Loesungsvorschlaege fuer jetzige Probleme. Die lakonische Antwort des Informix-Chefs Phil White:

"Es gibt doch genuegend User-Gruppen, die uns mit Input versorgen koennten."

Moeglicherweise koennte eine internationale Vereinigung die Kommunikation mit Informix verbessern. So hoffen die Mitglieder regionaler Verbaende, die noch in diesem Jahr eine solche Organisation gruenden wollen.

Skalierbare Tools fuer Entwickler und Power-User

Der Schwerpunkt der Veranstaltung lag somit bei den Ankuendigungen. Neu in der Informix-Werkzeugkiste wird ab Winter 1994 New Era sein. Damit lassen sich unter der grafischen Unix-Oberflaeche Motif Applikationen erstellen, die auch unter Windows laufen und umgekehrt.

In der Version 1.0 besteht das Produkt aus grafischen Programmier- Tools, der Datenbankapplikations-Sprache "ESQL/C for Windows", ODBC-Schnittstellen fuer den Zugang zu Datensystemen von Fremdanbietern, New-Era-Bibliotheken fuer Connectivity und Fenstertechniken, Report-Tools sowie einem Compiler, mit dem die in Informix-

4GL geschrieben Anwendungen portiert werden koennen.

Eine Entwicklungslizenz kostet pro Client rund 5000 Dollar, die Laufzeitlizenz kommt auf zirka 500 Dollar. Zum Ende dieses Jahres ist die Version 1.1 angekuendigt, die "PVCS" von Intersolv zur Versionskontrolle integrieren soll. Fuer das erste Halbjahr 1995 ist

eine 2.0-Ausfuehrung mit Repository-Browser sowie Applikations- Partitioning geplant.

Weniger fuer Programmierer als fuer Power-User ist View point pro gedacht. Es ist, so der Hersteller, ODBC-faehig und das grafische Aequivalent von Informix-SQL. Das Werkzeug ersetzt das Datenbankadministrations-Tool "DBA", das erst seit kurzem auch in einer deutschen Ausfuehrung zur Verfuegung steht.

Deutschland ist bis jetzt das einzige Land, in dem View point pro zusammen mit der "Standard Engine" (ab naechsten Herbst auf Windows und OS/2) auf CD-ROM vermarktet beziehungsweise auf Intel-PCs vorinstalliert wird. Im Gespraech sind Distributoren wie Computer 2000 und PC-Anbieter wie SNI. Den Zielmarkt fuer das rund 1500 Mark teure Produkt bilden einzelne Programmierer in kleinen Firmen.

Die angekuendigte Offensive fuer den Massenmarkt (siehe CW Nr. 26 vom 1. Juli 1994, Seite 11: "Informix will auch in das Massengeschaeft") entpuppt sich als Defensive. Sie dient dazu, die bisherige Klientel zu sichern. "Heute laesst sich keinem mehr ein High-end-Produkt verkaufen, wenn man im Low-end-Bereich nichts zu bieten hat", begruendet Klaus Blaschke Geschaeftsfuehrer der Informix GmbH. "Die Anwender sind einfach nicht bereit, fuer den Desktop auf einen weiteren Anbieter zurueckzugreifen, sie wollen die Produkte aus einer Hand."

Ganz anders schaetzt der Vice-President Marketing, Steven Sommer, die Marktlage ein. Er meint, den Low-end-Markt bereits im Griff zu haben. Der Kommentar eines Konferenzteilnehmers: "Haette Informix den PC-Markt tatsaechlich verstanden, boeten sie ihre Tools fuer drei Dollar das Stueck an."