Anwender kritisieren Produktverzoegerungen und schwachen Support

Management-Fehler bei Quark beunruhigen die DTP-Gemeinde

01.03.1996

Noch immer zaehlt die DTP-Applikation "Quark Xpress" beziehungsweise der grosse Bruder, "Quark Publishing System" sowohl unter Mac- als auch unter Windows-Anwendern zu den fuehrenden Programmen im Layoutbereich. Vor allem Verlage und Agenturen sind auf das Produkt der Company aus Denver, Colorado, angewiesen: "Es gibt keine Alternativen", weiss Dirk Mausch, DTP-Produktionsleiter beim Jahreszeiten-Verlag aus Hamburg, der rund 60 Lizenzen des Pakets erworben hat. Stefan Koch, zustaendig fuer redaktionelle Techniken bei Gruner & Jahr, schlaegt in dieselbe Kerbe. Auch fuer ihn existieren derzeit keine ebenbuertigen anderen Loesungen.

Um so gravierender treffen Koch und seine Leidensgenossen die permanenten Supportprobleme: "Entweder war die Leitung besetzt, oder wir haben keine erschoepfende Auskunft bekommen", klagt der Experte, dessen Verlag mittlerweile in rund 300 Lizenzen von Quark Xpress investiert hat.

Quark-Verantwortliche spielen das Problem herunter: "Die Engpaesse sind jetzt behoben", beteuert Marketier Hans-Juergen Sickert von der Niederlassung in Ludwigsburg. Grund fuer den schlechten Support sei ein Umzug im November 1995 gewesen, so die offizielle Begruendung der deutschen Filiale.

Zu den produktspezifischen Problemen scheinen sich nach Informationen der CW-Schwesterpublikation "Macworld" jedoch auch Schwaechen im Quark-Management zu gesellen: Wechselnde Prioritaeten in der Produktstrategie und hohe Kuendigungsraten in der Fuehrungsetage - kein Produkt-Manager konnte sich in seiner Position laenger als zwei Jahre behaupten - bestimmen das derzeitige Erscheinungsbild von Quark.

Quark sucht sein Heil in der Multimedia-Welt

Ungeachtet dieser Probleme sucht Quark nun sein Heil im neuen Betaetigungsfeld Multimedia - bislang jedoch mit recht bescheidenem Erfolg. So hatte der Hersteller eine Auslieferung der multimedialen Erweiterung "Quark Immedia" sowie eine Ausfuehrung von "Quark Xposure", einem Bildverarbeitungspaket, bereits fuer den Sommer 1995 versprochen - bis heute allerdings keines der beiden Pakete geliefert. Mit dem Multimedia-Tool Immedia, das erst jetzt fuer Betatester freigegeben wird und ab Sommer dieses Jahres zur Verfuegung stehen soll, lassen sich Dokumente erstellen, die sich in Sachen Layout, Typografie, Videos und Sound von gewoehnlichen Web-Tools unterscheiden sollen.

Xposure andererseits, ein Produkt, das in Zusammenarbeit mit dem japanischen Konzern JVC entwickelt wurde und in das Quark die Hoffnung gesetzt hatte, Adobes "Photoshop" Paroli bieten zu koennen, wird das Licht der Welt vielleicht gar nicht erst erblicken: "Wir haben momentan Probleme mit der Entwicklung", bestaetigt Andreas Forer, zustaendig fuer das Training von Quark- Produkten der Ludwigsburger Niederlassung. Unternehmensnahe Quellen berichten unterdessen von Streitigkeiten zwischen Quark und JVC wegen einer nicht ueberzeugenden Performance und Schnittstellen-Problemen des Photoshop-Pendants.

Das Produkt hat eine "Ueberlebenschance von 50 Prozent", gesteht denn auch Quark-President Fred Ebrahimi gegenueber der "Mac World" ein. Insider berichten zudem, Quark habe das Entwicklerteam von Xposure auf ein Minimum reduziert.

Umstaende, die etwa Juergen Pieta, zustaendig fuer Redaktions- und Vorstufensysteme beim hauptsaechlich mit Macintosh-Systemen agierenden Axel Springer Verlag mit Hauptsitz in Hamburg, gar nicht gelegen kommen. Nachdem der Konzern die Umstellung fuer die Zeitschriften "Autobild" und "Sportbild" mit Hilfe von zirka 500 Kopien des Quark Publishing System erfolgreich bewerkstelligt hatte, planen die Hanseaten nun den Aufbau eines Text- und Fotoarchivs. Doch scheint dieses Vorhaben schwieriger als erwartet. So kaempft die DV-Abteilung von Axel Springer noch mit dem Einbinden der Standard Generalized Markup Language (SGML), die zusammen mit Quark das Archiv auszeichnen soll. Ebenso hatte man bis dato auf eine Integration von Immedia und Xposure gehofft.

Schlechte Neuigkeiten auch fuer Interessenten einer ueberarbeiteten Version des Layoutwerkzeugs Quark Xpress. Im Fruehjahr 1995 hatte Quark-Chairman Tim Gill noch mitgeteilt, das Release 4.0 sei fuer Ende 1995 vorgesehen. Ebrahimi erklaerte hingegen kuerzlich, eine "Auslieferung 1997 ist akzeptabel".