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Macworld: OS X kommt im Sommer

07.01.2000
Jobs wird permanenter Apple-Chef

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Überraschungseffekte hatte Steve Jobs bei der Eröffnung der "Macworld" in San Franzisko mal wieder ganz auf seiner Seite, als der medienwirksame Interims-CEO (Chief Executive Officer) von Apple in seiner Keynote-Ansprache verkündete, seine Chef-Position, die er seit 1997 übergangsweise innehat, von nun an permanent auszuüben. In seiner zweieinhalb Stunden dauernden Ansprache - ein Rekord in der 16jährigen Geschichte der hauseigenen Computermesse - stellte Jobs das neue Upgrade "Mac OS X" sowie eine neue Internet-Strategie vor.

Nach einiger Verspätung soll nun im Sommer 2000 das lang erwartete Betriebssystem Mac OS X auf den Markt kommen und ab Januar 2001 in allen Apple-Computern standardmäßig ausgeliefert werden. Die neue Version ist nach Angaben des Unternehmens stabiler als ihre Vorgänger und zeichnet sich vor allem durch die modernisierte und attraktivere Benutzeroberfläche "Acqua" aus. Am unteren Ende des Bildschirms befindet sich beispielsweise eine Reihe von Buttons (ähnlich der Windows-Leiste), nur eine Spur besser: Geht der Benutzer mit dem Cursor auf einen bestimmten Button, so vergrößert sich dieser. Die Beschriftung ist damit leichter zu lesen. Außerdem sollen die bisher grauen Menü-Kästen künftig farbig und durchsichtig sein. Das Programm "Dock" kann Anwendungen verkleinern und im Hintergrund laufende Applikationen sichtbar machen. Der Kern des Betriebssystems heißt "Darwin" und besitzt geschützte Memory-Funktionen, die gegen Crashs immun

sind. Das Grafiksystem "Quartz" bietet einen besseren Support für 3-D-Bilder und das Dokumentenformat PDF. Die meisten Mac-Programme laufen unter OS X, für die optimale Nutzung müssen jedoch einige Anwendungen modifiziert werden.

Apple hat zudem seine Internet-Seite mit den sogenannten "I-Tools" aufgepeppt. Hier können Surfer kostenlos Grußkarten verschicken und Rezensionen anderer Websites lesen. Mac-Anwender können ferner den gebührenfreien E-Mail-Service "Mac.com" nutzen, Dateien im Internet speichern (bis zu 20 Megabyte), innerhalb von angeblich nur zehn Minuten ihre eigene Homepage gestalten und ablegen sowie das Verzeichnis "Kid Safe" verwenden, das kindersichere Homepages beinhaltet. Bislang können sich jedoch nur US-Bürger und Kanadier für "I-Tools" registrieren lassen. Wann und ob der Service auch in Deutschland verfügbar sein wird, ist noch unklar.

Apple hat außerdem eine Partnerschaft mit Earthlink geschlossen, das exklusiver Internet-Service-Provider (ISP) der Jobs-Company werden wird. Zu diesem Zweck wird Apple 200 Millionen Dollar in die Internet-Firma investieren und einen Sitz in deren Vorstand erhalten. Beide Unternehmen wollen sich die Einkünfte aus den Registriergebühren bei Apples Web-Services teilen.

Jobs ließ es sich wie immer nicht nehmen, in plakativen Worten auf den Erfolg seines Unternehmens hinzuweisen. So seien im vergangenen Quartal 1,35 Millionen Macs verkauft worden. "Das ist ein Mac alle sechs Sekunden," erläuterte er. Auch das Online-Geschäft "Apple Store" werde zunehmend wichtiger und erwirtschafte inzwischen eine Milliarde Dollar im Jahr, so Jobs weiter.