Lösen Appliances Security-Probleme?

12.09.2006
Von 
Jan Schulze ist freier Autor in Erding bei München.

Ähnlich positive Prognosen wagt auch Forrester Research. Laut einer Studie vom Januar dieses Jahres, bei der über 1300 IT-Entscheider in Europa befragt wurden, steigt das Interesse der Anwender an den Security-Geräten: "Die Unternehmen wenden sich auf der Suche nach einfacherer Administration, höherer Zuverlässigkeit und verbesserter Sicherheit zunehmend den Security-Appliances zu." Zwar haben laut Forrester bislang nur 13 Prozent der Unternehmen in Europa Appliances im Einsatz, jedoch würden weitere neun Prozent Pilotprojekte in diesem Bereich für das laufende Jahr planen. Interessanterweise stehen Kostenaspekte dabei nicht im Mittelpunkt der Überlegungen: Nur bei 38 Prozent der befragten Unternehmen spielt laut der Forrester-Studie das Kosten-Performance-Verhältnis von Appliances eine Rolle. 74 Prozent der Befragten gaben die einfachere Administrierbarkeit als Hauptanreiz an, gefolgt vom Wunsch nach einem höheren Grad an Sicherheit. Ganz oben auf der Appliance-Wunschliste der von Forrester befragten Unternehmen stehen Instrusion-Prevention-Systeme (IPS) und Firewalls. An dritter Stelle liegen E-Mail-Security-Appliances.

Ein Großteil der europäischen Anwender zeigt Appliances noch die kalte Schulter.
Ein Großteil der europäischen Anwender zeigt Appliances noch die kalte Schulter.

Dass vor allem Firewalls in der Anwendergunst sehr weit oben stehen, erklärt sich unter anderem mit der technischen Entwicklung. Die Sicherheits-Appliances verfügten ursprünglich nur über diese Funktion und wurden erst allmählich von den Anbietern funktional um weitere Fähigkeiten erweitert. Seit kurzem versuchen die Hersteller allerdings, mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und Appliances für das "Unified Threat Management" (UTM), also den Schutz vor unterschiedlichen Bedrohungen, am Markt zu verankern. In diesem Zusammenhang spielt auch die E-Mail-Sicherheit eine wichtige Rolle. Das ist nicht zuletzt dadurch zu erklären, dass die elektronische Post für Schadprogramme nach wie vor das meistgenutzte Einfallstor in Unternehmensnetze bildet.

Angebotspalette wächst kontinuierlich

Bis vor nicht allzu langer Zeit stand keine preiswerte Standardhardware zur Verfügung, die die notwendige Leistungsfähigkeit für UTM-Appliances liefern konnte. Das hat sich inzwischen gründlich geändert, Performance stellt kein Problem mehr da. Damit ist es nun möglich, Appliances für fast jede Unternehmensgröße und jedes Einsatzszenario anzubieten. Viele IT-Security-Anbieter haben ihr Produktportfolio entsprechend ausgebaut. "Während Firewall-Appliances eine sehr hohe Marktdurchdringung haben, sind die UTM-Geräte noch in einer recht frühen Marktphase", erläutert Wolfram Funk, Senior Advisor der Experton Group. "Das sieht man auch an den Herstelleraktivitäten, die zunehmend Lösungen auf Appliance-Basis anbieten." Der Markt ist nach Funks Auffassung nicht gesättigt und verträgt noch mehr Anbieter.

Alle Appliance-Angebote über einen Kamm zu scheren, hält der Analyst für falsch. Vielmehr müssten zwei Einsatzbereiche unterschieden werden: mittelständische Unternehmen und große Konzerne. "Ein Vorteil der Appliances sind die schnelle Implementierung, die leichtere Handhabung und das vereinfachte Management. Diese Argumente zählen besonders bei mittelständischen Unternehmen, wo IT-Sicherheitsspezialisten fehlen und die Personaldecke in den IT-Abteilungen dünn ist", so der Experton-Berater. Große Unternehmen würden dagegen vor allem von leistungsoptimierten Appliances profitieren, die auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert sind.