Der Zielmarkt sind mittelständische Prozeßfertiger

Kooperationen stützen den Expansionskurs von Baan

05.07.1996

Mit dem Baan Business Systems (BBS) genannten Joint-venture hat sich der Anbieter von Standardsoftware eine europaweite Organisation zur Erschließung des Marktes der kleinen und mittleren Unternehmen geschaffen. Die von Ex-Digital-Mitarbeitern gegründete Ditec ist dabei mit einem Firmenanteil von 40 Prozent der Juniorpartner von Baan. Gemeinsame Erfahrungen haben die Unternehmen bereits gesammelt, da in den Niederlanden eine BBS-Niederlassung operiert. Chef der deutschen Filiale wird der ehemalige Geschäftsführer von Spea-Diamond, Hans-Christoph Wolf, sein, der seine Aufgaben im Solution-Provider-Geschäft sieht.

Im Mittelpunkt der Berliner Veranstaltung stand jedoch die kürzlich bekanntgewordene Kooperation mit Microsoft und Compaq (vgl. CW Nr. 26 vom 28. Juni 1996, Seite 14). Während Compaq Hardwarelösungen auf Basis der Proliant-5000-PCs bereitstellt, liefert Baan die Standardsoftware und Microsoft Betriebssysteme und vermittelt die Hilfe von Solution-Providern. Das in "Baan IV" umgetaufte "Triton"-Paket wurde an Back Office 2.0 angepaßt und soll ab Ende dieses Jahres auf NT 4.0 und Windows 95 eingesetzt werden. Baan IV soll mit Back Office 2.0 gebundelt werden, so daß der SQL Server 6.5 als Datenbank dient.

"Im unternehmenskritischen Einsatz bleibt weiterhin Unix zusammen mit den Datenbanken von Informix, Oracle und IBM erste Wahl", bremst Firmenchef Jan Baan überzogene Erwartungen. In diesen Bereich gehört auch die jetzt bekanntgegebene Ko- operation mit der IBM. So pas- sen die Armonker und Baan die Standardsoftware an die Datenbank DB2 für AIX an. Geplant ist auch die Portierung auf die System/390-Plattform, die bis Anfang 1997 abgeschlossen sein soll.

Neuigkeiten im Fertigungsbereich

Die Zusammenarbeit mit Hewlett-Packard betrifft dagegen wieder die Microsoft-Variante von Baan IV. Der Unix-Spezialist will künftig weltweit Support für das in Back Office-Umgebungen lauffähige Baan-IV-Paket anbieten. Außerdem soll gemeinsam eine für die Pentium-Pro-Linie von HP optimierte Version der Standardsoftware erstellt werden. Auf besonderes Interesse stieß in Berlin der Plan, Baan IV in die System-Management-Umgebung "Openview" zu integrieren.

Das Interesse an der NT-Version seiner Software erklärte Baan damit, daß die Kosten bis zu einem Viertel niedriger sein könnten. Außerdem arbeite Microsoft intensiv daran, sein Server-Betriebssystem für umfangreichere Aufgaben auszubauen.

Als Nische für die NT-Version hat Baan prozeßorientierte Industrieunternehmen im Auge. Ihnen sei vor allem mit der neuen Version Baan IV geholfen, die den Arbeitsfluß bei der Fertigung steuert. Aufgrund geringerer Komplexität brauche man selbst in kleinen Betrieben keinen großen Installationsaufwand zu betreiben. Durch die Berclain-Produkte kann Baan nach eigenen Angaben als erster Anbieter von Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Produkten sowohl die Transaktions- als auch die Entscheidungsunterstützung in Fertigung und Vertrieb anbieten.

Unterstützung gab es auch vom Systemintegrator Ernst & Young, der auf der Baan-World ein Enterprise-Referenzmodell für Baan-Applikationen vorstellte. Das Modell richtet sich an Engineer-to-order-Fertiger, die schnell auf Kundenwünsche reagieren müssen. Es basiert auf Baans Orgware-Komponenten und der Abbildung der Geschäftsprozesse und soll die Time-to-market-Dauer sowie Entwicklungskosten reduzieren helfen.

Schließlich kündigte Baan an, daß man zusammen mit B.A. Intelligence Networks Inc. (Bain) ein gemeinsames Produkt namens "Baan PDM" entwickeln wolle. Dabei handle es sich um eine Synthese aus Baan IV ERP und "Manta", einem weiteren ERP-Tool. Baan PDM soll unter Windows, NT und verschiedenen Unix-Derivaten laufen. Damit ließen sich laut Baan auch CAD/CAM-Aktivitäten integrieren.

*Michael Matzer ist freier Autor in Seefeld bei München.