Kein Lichtblick für Freiberufler

18.04.2002
Von Katja Müller

Noch deutlicher formuliert es Peter Brenner, Existenzgründungsberater aus Köln. Seiner Meinung nach ist der Markt gespalten. So fragten die Unternehmen nach wie vor nach freiberuflichen System- und Datenbankadministratoren insbesondere im Bereich der Unix-Betriebssysteme und Client-Server-Betreuung. Dort zahlten die Auftraggeber auch hohe Honorare, der Stundensatz für die Systemspezialisten liege zwischen 80 und 100 Euro. „Für die freien Anwendungsentwickler sieht es schon schlechter aus, da gerade im Programmierbereich viele Projekte verschoben wurden“, beschreibt Brenner.

Eingebrochen seien beispielsweise die Bereiche E-Commerce und Testmethodik. In guten Zeiten hätten die Unternehmen die Qualitätssicherung ausgebaut. Herrscht auf dem Markt Flaute, reduzierten die Firmen die Testzeiten entsprechend, und der Kunde werde unter Umständen zum Betatester. Darum rät Brenner den Freiberuflern dazu, sich möglichst vielseitig zu qualifizieren, um Marktschwankungen besser abfangen zu können.

Freiberufler vernachlässigen ihre Weiterbildung

Doch dieses Konzept dürfte an der Praxis scheitern: Zum einen benötigen die Unternehmen vornehmlich ausgewiesene Spezialisten, zum anderen vernachlässigen viele Freiberufler ihre Weiterbildung aus Zeit- und Kostengründen. Geschäftsführer Goetzfried empfiehlt deshalb den selbständigen IT-Profis, aus der Not eine Tugend zu machen. So sollten sich Freiberufler vor allem auf innovative Projekte bewerben und dafür weniger Honorar fordern. Mit diesem Learning-by-Doing-Prinzip könnten sie sich vor allem praktisches Wissen aneignen, was in Schulungen oft vernachlässigt wird.

Schließlich gebe es immer noch Ad-hoc-Programme von Unternehmen, die mit fest angestellten Mitarbeitern nicht zu bewältigen seien. Für Stefan Kania, freiberuflicher Informatiker mit Novell- und Linux-Know-how, ist die Krise noch nicht überwunden. „Ich habe 20 Jahre IT-Erfahrung, aber es wird immer schwerer, Aufträge zu bekommen.“ Von Vermittlern wie Gulp, Ascena oder Elan Computing hält der 40-jährige nicht viel. „Anderthalb Stunden habe ich gebraucht, um mein Profil in eine dieser Datenbanken einzugeben - passiert ist nichts.“ Seinen Bekannten sei es ebenso gegangen.

Seit einiger Zeit ist Kania deshalb fast ganztägig als Trainer für eine Computerschule tätig. Alle Aufträge, die er in dieser Zeit erhielt, habe er durch private Kontakte erlangt. Auch Brenner ist überzeugt, dass die Zeiten für Freiberufler noch härter werden. Der Existenzgründungsberater beobachtet, dass zunehmend Hochschulabsolventen auf den Markt drängen, die derzeit keinen Job finden. Zwar fehle denen die Berufs- und Projekterfahrung, aber es könnte für sie die einzige Möglichkeit sein, im IT-Bereich Fuß zu fassen.

Darüber hinaus vergrößere sich die Zahl der Computerspezialisten zwischen 50 und 60 Jahren, die ins Projektgeschäft einsteigen wollten. Von ihren Arbeitgebern gegen Abfindung freigestellt, versuchen diese nun, Aufträge zu bekommen - ein neues Angestelltenverhältnis zu finden ist für die meisten derzeit ohnehin nicht möglich.