Industrie 4.0 benötigt neuartige IT-Sicherheitslösungen, um vernetzte Produktionssysteme vor Cyber-Attacken und Spionage zu schützen. Darin sind sich Experten weitgehend einig. Im nun gestarteten Nationalen Referenzprojekt IUNO wollen 21 Partner aus Industrie und Forschung diese Lösungen bis 2018 erarbeiten und die Ergebnisse als Werkzeugkasten der mittelständischen produzierenden Industrie zur Verfügung stellen. IUNO wird vom Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (BMWF) im Rahmen der neuen Hightech-Strategie mit 20 Millionen Euro unterstützt. Das Gesamtvolumen des Projekts liegt bei 33 Millionen Euro.
Auf der Fachmesse SPS IPC Drives, auf der es vornehmlich um elektrische Automatisierung ging, haben die Verantwortlichen IUNO Ende November erstmals einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt. Werkzeugkasten für Security Die Experten waren sich darin einig, dass kein produzierendes Unternehmen in Zukunft mehr darum herumkommen wird, seine Produktionssysteme zu vernetzen, will es wettbewerbsfähig bleiben. Dabei geht es auch um die Frage, wie die eigenen Daten und Systeme investitionssicher geschützt werden können.
- Industrie 4.0 - Leitfaden für CIOs
Stephen Prentice (Gartner) legt den IT-Verantwortlichen zwölf Dinge ans Herz, die sie für den IT-Beitrag zu Industrie 4.0 beachten beziehungsweise tun sollten: - 1. Nur keine Panik!
Industrie 4.0 ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Die gute Nachricht: Wenn man nicht so genau sieht, wo es hingeht, kann man bislang auch nicht wirklich eine Gelegenheit verpasst haben. - 2. Integrieren Sie Informationstechnik und operationale Technik!
Unter operationaler Technik (OT) versteht Gartner Ingenieurtechnik mit einer Langzeitperspektive. Sie liefert Information über das, was im Inneren der Produktionssysteme vor sich geht. Dabei ist sie digital, aber nicht integriert. - 3. Steigern Sie den Reifegrad Ihres Fertigungsprozesses!
Lernen Sie Ihre Mitspieler auf der Produktionsseite kennen. Verstehen Sie deren Sorgen und Hoffnungen und planen Sie den gemeinsamen Fortschritt auf einem fünfstufigen Weg. - 4. Integrieren Sie Ihre Informations-Assets!
Reißen Sie Ihre Silos nieder und öffnen Sie Ihre Unternehmenssysteme auch für externe Informationsquellen: Wetterdaten, Social Media etc. "Ihre wertvollsten Daten könnten von außerhalb Ihres Unternehmens stammen", konstatierte Gartner-Analyst Prentice. - 5. Verinnerlichen Sie das Internet der Dinge!
Das Internet of Things (IoT) ist der international gebräuchliche Begriff für das, was die Grundlage der Industrie 4.0 - und des digitalen Business - bildet. - 6. Experimentieren Sie mit Smart Machines!
Virtuelle Assistenten für die Entscheidungsunterstützung, neuronale Netze, cyber-physikalische Systeme, Roboter und 3D-Druck mögen aus der heutigen Perspektive noch als Spielerei erscheinen. Aber es lohnt sich, ihre Möglichkeiten auszuloten. - 8. Scheuen Sie sich nicht, den Maschinen ein paar Entscheidungen anzuvertrauen!
Der Fachbegriff dafür ist Advance Automated Decision Making. Es gibt schon einige Bereiche, wo Maschinen statt des Menschen entscheiden, beispielsweise bei der Einparkhilfe für Kraftfahrzeuge. - 9. Denken Sie wirklich alles neu!
Jedes Produkt, jeder Service, jeder Prozess und jedes Device wird früher oder später digital sein. Denken Sie sich einfach mal Sensoren und Connectivity zu allem hinzu. - 10. Führen Sie bimodale IT ein!
Die Koexistenz zweier kohärenter IT-Modi (einer auf Zuverlässigkeit, einer auf Agilität getrimmt) gehört zu den Lieblingsideen der Gartner-Analysten. Stabilität und Schnelligkeit lassen sich so in der jeweils angemessenen "Geschwindigkeit" vorantreiben. - 11. Kollaborieren Sie!
Werden Sie ein Anwalt für Industrie 4.0. Schließen Sie sich Peer Groups, Konsortien und Standardisierungsgremien an. Denn die besten Ideen müssen nicht zwangsläufig aus dem eigenen Unternehmen kommen. - 12. Halten Sie die Augen offen!
Die Dinge verändern sich - ständig. Erfolgreiche Unternehmen wie Google und Amazon wissen das. Sie sind immer auf der Suche nach neuen Entwicklungen und Möglichkeiten. - 7. Werden Sie ein Digital Business Leader!
Der CIO sollte sich für das digitale Business engagieren. Dazu muss er aber seinen Elfenbeinturm verlassen. Denken Sie von innen nach außen, rief Prentice die IT-Chefs auf, und verbringen Sie etwa 30 Prozent Ihrer Arbeitszeit mit Menschen von außerhalb Ihrer Organisation.
Das Allensbacher Institut für Demoskopie hat jüngst im Rahmen einer von der Deutschen Telekom in Auftrag gegebenen Umfrage (PDF-Link) festgestellt, dass die deutsche Industrie den Schutz vor Cyber-Angriffen als größte Herausforderung bei der Umsetzung von "Industrie 4.0" sieht. Im Rahmen von IUNO sollen praxistaugliche Konzepte und Lösungen für IT-Sicherheit in der Industrie 4.0 entstehen. Das Projekt kombiniert dafür eine Vielzahl von Szenarien entlang unterschiedlicher Wertschöpfungsketten – aus der Möbelindustrie, der Automobilwirtschaft, den Werkzeugmaschinenherstellern – und führt die gewonnenen Ergebnisse in einem Toolset zusammen, das auch für andere Einsatzfelder und Firmen anwendbar sein soll.