Wenig Neues vom Führungs-DUO

ITxpo: Fiorina und Capellas verteidigen HP-Compaq-Fusion

19.10.2001
MÜNCHEN (CW) - "Die Reaktion auf unsere Fusionspläne war negativer, als wir im Vorfeld dachten", kommentierte Carleton ("Carly") Fiorina, Chefin von Hewlett-Packard, den bevorstehenden Merger ihres Unternehmens mit Compaq Computer. Deshalb warb sie mit ihrem CEO-Kollegen Michael Capellas auch auf dem "ITxpo"-Symposium der Unternehmensberatung Gartner in Orlando, Florida, für den umstrittenen Zusammenschluss.

Fiorina fuhr fort: "Wir hatten zwar erwartet, dass es negative Reaktionen geben würde, da sich der Markt in einer schwierigen Situation befindet." Interessant war ihre Einschätzung, genau dies sei aber der Zeitpunkt, zu dem man solche Deals durchziehen sollte - nämlich nicht, "wenn die Konjunktur boomt". Viele, die den Merger jetzt ablehnen, hätten ihn vor neun Monaten selbst vorgeschlagen.

Auf der diesjährigen Gartner-Konferenz "ITxpo" entwarfen Fiorina und Capellas das Bild eines künftigen IT-Infrastruktur-Kraftzentrums, das auf offenen Standards, heterogenen Plattformen, Produktinnovation und Partnerschaften basiert.

Dazu, wie die genaue Integration der Produktpaletten beider Unternehmen aussehen soll, sagten die Firmenchefs allerdings nur wenig. Sie beriefen sich auf die Schweigepflicht, die ihnen durch die laufende Kartelluntersuchung auferlegt sei. Beide versicherten jedoch, dass die entsprechenden Produkt-Roadmaps und Kundenmigrationspläne bereits fertig seien und gleich nach der Zustimmung der Kartellbehörden veröffentlicht würden.

Bezüglich der Betriebssysteme erklärten die Firmenchefs, man werde auch künftig eine Vielzahl von Plattformen unterstützen, darunter die verschiedenen Unix-, Linux- und Windows-Systeme. "Was wir bereits jetzt sagen können, ist, dass wir in den Bereichen, wo wir mehrere Windows-NT-Plattformen haben, uns nach und nach auf eine Linie beschränken werden." Zum jetzigen Zeitpunkt könne man allerdings noch nicht sagen, welche Produktreihen das sein würden. Wichtig sei jedoch, dass das fusionierte Unternehmen weiterhin mehrere Betriebssysteme unterstützen werde, da sie "unterschiedliche Rollen übernehmen", erklärte Fiorina.

In Bezug auf die Prozessorarchitektur bekräftigten die beiden Topmanager, dass die kombinierte Firma ausschließlich auf Intel-Technologie setzen werde. "Jeder, der glaubt, dass er die Intel-Architektur übertreffen kann, liegt falsch", argumentierte Capellas.

Auch hinsichtlich der Server-Produkte zeigten sich die beiden Chief Executive Officers zuversichtlich: Die Überlappung zwischen den vier bestehenden Systemklassen beider Unternehmen - Hochverfügbarkeit, Technical-Computing, Commercial Unix und Industriestandard - betrage weniger als fünf Prozent.

Das neue HP will sein Servicemodell auf drei Säulen stellen: Kundensupport, der in den kommenden drei Jahren ein Wachstum von drei bis fünf Prozent erreichen soll, Managed Services und Outsourcing von Applikationen mit Hilfe von Softwarepartnern sowie drittens Systemintegration auf technischer Ebene. "Was wir nicht machen wollen, ist jedoch die Integration von Geschäftsprozessen. Das überlassen wir Partnern", führte Capellas aus.