CW Spezial Top 100 - IT-Services

IT-Projektmarkt im Wandel

27.09.2011
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Systemintegratoren müssen sich wandeln

Die Fusion von Atos Origin und SIS zu Atos verschiebt die Gewichte in der regionalen IT-Provider-Landschaft. Deutlich schwerwiegendere Folge wird aber das Cloud Computing beziehungsweise der Trend zu On-Demand-Modellen in der IT haben. Wenn Anwender sich mehr und mehr dem Bezug von standardisierten IT-Services zuwenden und Leistungen nur noch nach Abnahmemenge entlohnen möchten, dann hat das grundlegende Auswirkungen auf die Geschäftsmodelle aller IT-Dienstleister.

Karsten Leclerque, PAC: Im IT-Servicemarkt kommt es zum Verdrängungswettbewerb.
Karsten Leclerque, PAC: Im IT-Servicemarkt kommt es zum Verdrängungswettbewerb.
Foto: PAC

Für Systemintegratoren verlagert sich der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit mehr und mehr weg vom klassischen Projektgeschäft, in dem es darum ging, herkömmliche Lizenzsoftware an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen, hin zu einem von Cloud-Diensten geprägten Geschäft. Hier benötigen Anwender vornehmlich Beratung darüber, welche internen Prozesse und Daten sich in öffentliche oder private Clouds verlagern lassen.

"Der Markt für derartige Dienste ist heute noch sehr klein, er entwickelt sich aber sehr dynamisch", beobachtet Holzhauser. Das Geschäft mit Projekt-Services werde kurz- und mittelfristig zulegen, langfristig werde Cloud Computing jedoch einen negativen Einfluss auf den Markt haben. Die Nachfrage verschiebt sich von konventionellen zu nutzungsabhängigen Dienstleistungen.

Da Projekte zur Integration von On-Demand- und SaaS-Angeboten (Software-as-a-Service) selten so umfangreich sind wie klassische SAP-Integrationsprojekte, müssen sich die IT-Dienstleister langfristig auf ein insgesamt schrumpfendes Marktvolumen einstellen. "Es wird zum Verdrängungswettbewerb kommen", warnt Karsten Leclerque, Director bei PAC.

Auch die herkömmlichen Beziehungsgeflechte zwischen Softwarehersteller und Servicepartner werden von neuen Netzwerken abgelöst: Data-Center-Betreiber und die klassischen Outsourcing-Anbieter werden Kooperationen mit SaaS-Anbietern anstreben. Heutige Systemintegratoren, so mahnt PAC, sollten sich um eigene SaaS-Lösungen für bestimmte Branchen, Nischen und Prozesse bemühen, denn geistiges Eigentum bewahre vor einem verzehrenden Wettbewerb in einem Markt mit austauschbaren Angeboten. "Wir erwarten einen Wandel der Service-Provider hin zu Solution-Providern", betont Holzhauser.

Frank Ridder, Gartner: Alle IaaS-Anbieter haben Probleme mit der Auslastung ihrer Data Center.
Frank Ridder, Gartner: Alle IaaS-Anbieter haben Probleme mit der Auslastung ihrer Data Center.

Der Trend zu standardisierten On-Demand-Diensten ist keine Zukunftsmusik. Bereits heute umfassen Auslagerungs-Deals in der Regel nutzungsabhängige Komponenten. T-Systems, erfolgreichster Outsourcer der vergangenen zwei Jahre, bedient beispielsweise 80 Prozent seiner SAP-Kunden mit Betriebsdiensten auf Basis einer Standardplattform.

Welche Auswirkungen das langfristig nach sich ziehen kann, lässt sich heute bereits im IaaS-Umfeld (Infrastructure-as-a-Service) beobachten. Neben den klassischen Anbietern wie T-Systems, HP und IBM vermieten auch Newcomer wie Amazon und Dropbox, Web-Hoster wie Strato und 1&1 sowie TK-Anbieter wie Orange und Vodafone virtuelle Server- und Speicherkapazitäten. "Alle Anbieter haben viel Geld für den Ausbau ihrer Data Center ausgegeben.

Keiner hat derzeit eine so hohe Auslastung, dass sich die Investitionen auszahlen", konstatiert Ridder: "Ich rechne mit einem erheblichen Preiskrieg." Solche Szenarien seien im SaaS- und BPaaS-Umfeld (Business-Process-as-a-Service) noch nicht absehbar, allerdings auch nicht ausgeschlossen.