Imageproblem

IT-Branche in der Vertrauenskrise

09.06.2010
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Das Vertrauen der Bundesbürger in die IT-Branche ist im zweiten Quartal 2010 zurückgegangen. Über die Ursachen kann nur spekuliert werden - aber die Datenschutzskandale der jüngsten Zeit dürften Spuren hinterlassen haben.

Bedrohlich ist der Trend sicher nicht, aber eben doch auffällig: Mit einem Wert von 41,5 Punkten im Vertrauensindex des Wirtschaftsverbandes Gesellschaft Public Relations Agenturen e. V. (GPRA) ist die IT-Branche hinter den erstplatzierten Automobilsektor (44,4), die Lebensmittelerzeuger (42,2) und die Gesundheitsbranche (42,1) auf den vierten Platz zurückgefallen. Das Minus beträgt 0,9 Punkte - nicht viel, aber ausreichend genug, um den dritten Platz einzubüßen. Noch weniger Vertrauen genießen der Verkehrs- und Transportsektor (39,5), die Chemische Industrie (37,6), die Energieerzeuger (36,4) und - wenig überraschend - der Finanzsektor (33,7).

Abgefragt wurden Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung, der Umgang mit Mitarbeitern und mit Kunden sowie "Kompetenz und Qualität". Insbesondere die gesellschaftliche Verantwortung wird den IT-Unternehmern zunehmend abgesprochen. Die Branche landet mit einem Wert von 31,3 (minus 1,3 Punkte) auf dem fünften Platz, während die Autobauer mit einem Plus von 5,4 Punkten die Spitzenposition einnehmen (37,1). Auffällig ist auch, dass es für die IT-Industrie in Sachen Ehrlichkeit bergab geht: Hier ist ein Minus von 1,6 Punkten zu verzeichnen.

Über die Ursachen des Vertrauenseinbruchs darf gerätselt werden. Beeinflussende Wirkung könnte die Auseinandersetzung in Sachen Datenschutz gehabt haben, die Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) mit Facebook-Gründer Mark Zuckerberg öffentlich ausgetragen hatte. Außerdem haben vermutlich viele Anwender Google übel genommen, dass in der ohnehin äußerst umstrittenen Streetview-Aktion nicht nur Häuser, Straßen, Spielplätze etc. gefilmt, sondern auch Funknetze erfasst wurden. Offenbar war es kein großer Trost, dass sich das Unternehmen dafür entschuldigt hat. (hv)