Session Replay

iPhone-Apps schneiden unbemerkt Nutzer-Aktionen mit

07.02.2019
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Mittels einer Analytics-Anwendung können iPhone-Apps Gesten und Angaben der Nutzer mitschneiden.

Ohne Rückfrage: Dass Apps Informationen über ihre Nutzer auf iPhone und iPad sammeln, um einerseits ihre Services zu verbessern und andererseits diese Daten zu Werbezwecken an Dritte verkaufen, ist nicht neu – gegen die meisten Sammelkationen gibt es Gegenmaßnahmen.

Mit der Funktion Session Replay lässt sich jedes Wischen, jeder Druck und jede Eingabe auf dem iPhone protokollieren.
Mit der Funktion Session Replay lässt sich jedes Wischen, jeder Druck und jede Eingabe auf dem iPhone protokollieren.
Foto: Denys Prykhodov - shutterstock.com

Eine von " TechCrunch" in Auftrag gegebene Untersuchung hat aber entdeckt, dass Marktforscher im Auftrag von Unternehmen wie Air Canada, Hollister oder Expedia noch viel weiter gehen und ohne Wissen des Anwenders Aktionen auf dem Bildschirm aufnehmen und auswerten. Vor allem Anbieter von Hotel- und Reise-Apps, Banken und Mobilfunkanbietern nutzen die Dienste der Marktforscher von Glassbox, um an Informationen zu gelangen, die auch sensible Daten enthalten können, welche die Nutzer freiwillig eher nicht freigegeben hätten.

Technisch nutzen die Apps die Funktion des "Session Replay", die Entwicklern wertvolle Informationen über das Verhalten ihrer Software und die Interaktion der User damit geben können. Jedes Wischen, jeder Druck und jede Eingabe wird dabei protokolliert. Doch können Anwendungen wie die der Air Canada bei unsachgemäßer Implementation auch Informationen über Kreditkartennummern oder Adressen an den Entwickler zurück spielen. Schlecht, wenn dann wie bei dieser Anwendung ein Datenleck hinzukommt, das 20.000 Nutzerprofile in die Öffentlichkeit sickern ließ.

Zwar gab nicht jeder der untersuchten Apps unmaskierte Daten weiter, aber keine der Anwendungen unterrichtete ihre Anwender darüber, ganze Sessions an den Entwickler direkt oder den Server von Glassbox zurück zu spielen. Hier besteht ein enormes Sicherheitsrisiko, wenn Kreditkarten- oder Passnummern im Klartext unterwegs sind. Ob eine App derart Daten sammelt und auswertet, lässt sich nur mit einer Man-in-the-middle-Software ermitteln, die den ausgehenden Traffic überwacht, in den Datenschutzrichtlinien, die jede App anbieten muss, steht nirgends etwas dazu. (Macwelt)