"Investitionskürzungen ergeben keinen Sinn"

21.08.2003
Von 
Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Kein Geld zu verschenken

In diesen drei Fällen ist die Metro bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. Über die tatsächliche Höhe seines IT-Budgets schweigt sich Mierdorf aus, doch beteuert er: "Wir haben unsere IT-Investitionen nicht zurückgenommen. Und ich sehe auch keine Vorteile darin, das Budget zu reduzieren." Das Schlagwort von der antizyklischen Investition hingegen treffe auf den Konzern nicht zu: "Wir investieren nicht antizyklisch, sondern kontinuierlich."

Die Entscheidungen, wofür das IT-Budget ausgegeben wird, fällt Mierdorf nicht allein, sondern gemeinsam mit einem Steering Committee, das alle IT-Verantwortlichen der Gesellschaft einschließt und sich im Zweimonats-Abstand berät. Die übergreifende IT-Strategie ist zudem, so Mierdorf weiter, dokumentiert und für alle direkt Beteiligten transparent; die "Application Roadmap" könne im Intranet eingesehen werden.

Die Metro Group erwirtschaftete im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 51,5 Milliarden Euro ein Ebitda-Ergebnis von 2,4 Milliarden und einen Überschuss von 500 Millionen. Geld zu verschenken hat sie trotzdem nicht. So nutzt Mierdorf beispielsweise den derzeitigen Kundenmarkt, um Dienstleistungsverträge neu zu verhandeln. "Wir haben gerade den Netzwerkkontrakt neu geschlossen und bekommen nun für weniger Geld mehr Leistung", freut er sich. Letzteres ist für ihn absolut unabdingbar: "Weniger Leistung für weniger Geld wäre keine Option."

Was einen CIO ausmacht

Ein idealer IT-Chef muss nach Ansicht des Metro-Vorstands Zygmunt Mierdorf dreierlei mitbringen: neben "natürlichen" Führungseigenschaften und dem "Spaß an der Technologie" auch ein tiefes Verständnis für das Basisgeschäft sowie für die Grundstrukturen und die Abläufe im Unternehmen. "Wenn Sie etwas über die Geschäftsprozesse eines Unternehmens wissen wollen, müssen Sie in der Regel die DV fragen", weiß der Topmanager - allerdings sieht er darin nicht nur einen Pluspunkt für die IT, sondern in mindestens ebenso hohem Maße ein Armutszeugnis für das Linien-Management.