Internet-Gurus sind von der Testversion angetan Microsoft liefert erste Betas des Internet-Servers Gibraltar

01.12.1995

MUENCHEN (CW) - In aller Stille hat Microsoft die ersten Betaversionen des Internet-Servers "Gibraltar" unter die Entwickler gebracht. Wie die Londoner "Client Server News" berichten, sind die Tester von dem Produkt eingenommen. Seine Leistungsfaehigkeit uebertreffe die der Konkurrenz.

"Microsoft hat eigentlich die Entwicklung zum Internet hin verschlafen", beurteilt Clive Longbottom, Analyst bei der britischen Niederlassung der Meta Group in Camberley, Surrey, die Ausgangsposition des Gates-Unternehmens. Einem anderen Neuling wuerde er keine Chance einraeumen, aber Microsoft sei nun einmal Microsoft und habe mit Windows 95 auf der Client-Seite eine starke Stellung. Angesichts der Zukunftsvisionen vom Internet mit billigen Terminals sei das Gibraltar-Projekt fuer das Unternehmen von einiger Bedeutung. Longbottom erwartet viel Bewegung auf dem Markt fuer Internet-Produkte in den naechsten sechs bis zwoelf Monaten.

Internet-Gurus, die die Betaversion kennen, loben deren technische Moeglichkeiten. Gibraltar sei deutlich schneller als das Konkurrenzprodukt der Netscape Communications Corp., Mountain View. Seine Architektur erlaube es den Independent Software Vendors (ISVs), Anwendungen direkt als Dynamic Link Libraries (DLLs) zu schreiben und in Gibraltar zu integrieren. Das spart Zeit, weil DLLs nicht mehr uebersetzt werden muessen.

Microsoft hat seinen Internet-Server ODBC-kompatibel ausgelegt, um unterschiedliche Datenbanken ansprechen zu koennen. Netscape zum Beispiel unterstuetzt nur drei Datenbanken. Darueber hinaus bietet Gibraltar keine starren HTML-Home-Pages an, sondern flexible und interaktiv gestaltbare Seiten. Die Software wird allerdings nur auf Windows NT laufen. Als groesstes Handicap werteten die Tester jedoch die verzwickte Installationsroutine. Die endgueltige, getestete Version soll nach Angaben der Computerworld im ersten Quartal 1996 ausgeliefert werden.