Instant Messaging: Arbeitssitzung im Chat-Room

09.01.2003
Von 
Vice President Software & SaaS Markets PAC Germany

Mosaikstein im Portal

Nach Meinung von Horst Henn kann Instant Messaging vor allem dann die Arbeit erleichtern, wenn es in die Anwendungsumgebung eingebettet wird. Henn ist Lead Consultant für Pervasive Computing im Entwicklungszentrum von IBM in Böblingen. Beispielsweise, erläutert er, könnte ein Portalanwender beim Bearbeiten von Auftragsdaten aus dem ERP-Backend über einen Knopf mit dem verantwortlichen Kunden-Manager in direkten Kontakt treten, um Details zu klären. Die kontextbezogenen IM-Kontakte würde ihm die Web-Oberfläche automatisch präsentieren.

Die Vorzüge des Instant Messaging hat sich der Finanzinformationsdienst Reuters zunutze gemacht. Über den Abo-Dienst „Reuters Messaging“ können Finanzmarktteilnehmer mit Kollegen, aber auch Kunden in Kontakt treten, und zwar in Form von Einzel- oder Gruppengesprächen. Da dabei vertrauliche Informationen ausgetauscht werden, arbeitet der Service mit einer 128-Bit-Verschlüsselung. Ferner zeichnet ein Content-Logging-Server alle Dialoge auf - hiermit erfüllt der Anbieter Vorschriften der Aufsichtsbehörden. Reuters Messaging basiert auf Microsofts Instant-Messaging-Lösung.

„Instant Messaging hat ein großes Potenzial auf der Business-Seite“, stellt Michael Knauf fest. Der Consultant bei der Unternehmensberatung Accenture aus Kronberg im Taunus und seine Kollegen nutzen den Client von AOL. Allerdings hat nicht die zentrale IT-Abteilung das System unter ihren Fittichen, sondern ein „ehrenamtlicher“ Mitarbeiter. Trotzdem erließ man Vorschriften, an die sich jeder IM-Anwender des Beratungshauses halten muss. So ist es beispielsweise untersagt, Dateien mit dem AOL Instant Messenger zu versenden. Zudem dürfen vertrauliche Informationen nicht via Chat weitergegeben werden.

Weitere Anbieter

Sonork: Der in Paraguay ansässige Anbieter vermarktet seit einiger Zeit eine IM-Firmenlösung in Deutschland. Sonork richtet sich vor allem an kleinere Unternehmen.

Sun Microsystems: Als Ergänzung zum „Sun One Portal Server“ gibt es ein „Instant Collaboration Pack“. Mitte nächsten Jahres will Sun eine Version herausbringen, die der Simple-Spezifikation entspricht.

Jabber: Das Softwarehaus betreibt einen Instant-Messaging-Service, bietet kostenlose IM-Clients und unterhält ein Open-Source-Projekt. Darüber hinaus entwickelt das Unternehmen Server-Software für Firmen („Jabber Extensible IM“, kurz XIM). Die Software arbeitet mit dem XML-basierenden „Extensible Messaging and Presence Protocol (XMPP)“. Im November gründete die Internet Engineering Task Force (IETF) eine Arbeitsgruppe, die die Jabber-Technik standardisieren soll. Über Jabbers IM-Service können Anwender mit Nutzern des MSN Messenger kommunizieren, Jabber stellt hierzu ein entsprechendes Gateway zur Verfügung. Die Open Source Jabber Community bietet zudem Gateways zu AIM, ICQ und Yahoo an.

Communicator: Die amerikanische Firma führt mit „Hub IM“ einen Instant-Messaging-Dienst für Finanzinstitute im Portfolio. Die Client-Software gibt es als Windows- oder (plattformunabhängige) Java-Variante.

Facetime: Der Hersteller vertreibt unter anderem Gateways für Firmen, die über IM-Clients von AOL, Yahoo und Microsoft sicher mit externen Instant-Messaging-Anwendern kommunizieren wollen.

Imlogic: Die Produktfamilie „IM Manager“ dient Firmen dazu, Instant-Messaging-Nutzer in Betrieben zu administrieren sowie sichere Verbindungen zu externen Diensten von Yahoo, Microsoft und AOL herzustellen. Das System arbeitet mit verschiedenen IM-Servern zusammen, darunter die von Lotus, Microsoft und Jabber.

Knaufs Berufskollege Peter Scheer, Senior Consultant beim Beratungsunternehmen Meta Group aus Ismaning, steht dem Thema ebenfalls positiv gegenüber. Instant Messaging bietet sich seiner Ansicht nach vor allem für Firmen mit mehreren Standorten an. Die international aufgestellte Meta Group macht ebenfalls von diesen Möglichkeiten Gebrauch: Seit etwa einem Jahr arbeiten die Angestellten der Consulting-Firma mit Sametime. Dies lag nahe, da die Meta Group bereits Lotus Notes für die E-Mail-Kommunikation einsetzt. Als eine wichtige Weiterentwicklung betrachtet Meta-Mann Scheer die Kombination von Instant Messaging mit der Sprachkommunikation. Schon heute können Internet-Surfer über den Yahoo Messenger oder MSN Messenger telefonieren. Neben der Hardware ist eine Registrierung bei einem Voice-over-IP-Dienstleister erforderlich. Auf ähnliche Weise könnten Anwender sich auch per Videokonferenz zusammenschalten.