Innovative Technik zu einem konkurrenzfaehigen Preis Spindler will die Apple-Systeme auch im Massenmarkt etablieren

26.11.1993

MUENCHEN (CW) - Apple-Chef Michael Spindler brachte anlaesslich der Comdex-Eroeffnung in Las Vegas seine Version der Zukunft auf die knappe Aussage: "Eine RISC-Maschine auf jedem Schreibtisch und ein Newton in jeder Tasche."

Spindler setzt bei RISC auf den Power-PC, die Gemeinschaftsentwicklung von Apple, Motorola und IBM. Das "Wall Street Journal" zitiert den Apple-CEO mit der Aussage, man wolle die gesamte Macintosh-Linie so schnell wie moeglich auf den Power- PC bringen, so dass in den naechsten zwoelf Monaten 25 bis 35 Prozent aller verkauften Apple-PCs mit dieser CPU arbeiten werden. Anfang naechsten Jahres will Apple die ersten Power-PC-Macs ausliefern - zu einem sehr aggressiven Preis.

Geruechten zufolge arbeitet die Spindler-Company auch an einer Mehrprozessor-Maschine unter Unix auf Basis des Power-PC-Chips. Wie der englische Branchendient "Computergram" meldet, entwickeln die Apple-Techniker momentan mit dem Power-PC 601 und einer Taktfrequenz von 80 Megahertz, Mitte 1994 soll dann der Nachfolger 604 eingesetzt werden koennen. Apple entschied sich beim Betriebssystem fuer das Mehrprozessor-Modell zugunsten IBMs zukuenftiger Version AIX 4.1 statt dem eigenen Apple-Unix A/UX. Ausserdem soll die Maschine die entsprechenden Appletalk-Protokolle verarbeiten. Wie "Computergram" weiter meldet, wird erwartet, dass der Rechner mit PCI-Bus, Raid-Speichern und FDDI-Unterstuetzung ausgestattet sein wird. Der Nachfolger von John Sculley, dem "Mann der Visionen", will Apple aus der Nische der hochpreisigen Technikfirma holen und zu einem Massenmarkt-Unternehmen mit Kundenempfehlung machen. Im Vordergrund stehe, so Spindler, weiterhin die Benutzbarkeit der Technik. "Apple wird in Zukunft umfassende Loesungen zur Verfuegung stellen, Multimedia in allen Bereichen einsetzen und Apple-Technologie auf verschiedenen Plattformen anbieten und unter verschiedenen Betriebssystemen ablaufen lassen".

Als ersten Schritt stellte die Firma mit dem "Quadra 610" (Codename "Houdini") einen Mac-Rechner vor, der auf einem Koprozessor-Board auch Windows-Applikationen verarbeitet, so dass per Hotkey zwischen System 7, MS-DOS und Windows gewechselt wird. Die Zusatzplatine soll in fast jeden High-end-Mac passen und rund 800 Dollar kosten. Weiterhin plant die Spindler-Company, die naechste Version des Betriebssystems System 7, das dann auf dem Power-PC ablaeuft, auch an andere Hersteller zu lizenzieren sowie fuer andere Prozessoren und Power-PC-Versionen zu oeffnen.