MUENCHEN (IDG) - IBM kann OS/2 fuer Rechner mit Power-PC-Prozessor erst Ende September dieses Jahres liefern. Entscheidender Grund fuer die neuerliche Verspaetung scheinen Qualitaetsmaengel zu sein. Vor allem DOS- und Windows-Programme laufen noch nicht zuverlaessig und schnell.

In diesen Tagen konnten Eingeweihte in den USA einen ersten Blick auf die zweite Vorlaeuferversion von OS/2 fuer Power-PC-Systeme werfen. Obwohl das Betriebssystem selbst stabil laeuft, hakt es mit DOS- und Windows-Programmen. Um die Leistungsschwaeche auszumerzen, scheint IBM die Ankuendigung der Power-PC-Variante von OS/2 um weitere 90 Tage hinauszuzoegern. Zwar wollte sich niemand auf ein Datum festlegen lassen, eine Unternehmenssprecherin erklaerte aber, dass es "nicht besonders unrealistisch sei", die Fertigstellung auf "Ende Sommer 1995" zu datieren.

Damit hat die Konkurrenz wahrscheinlich wieder einmal die Nase vorn: Microsoft will Windows NT, Version 3.51, im Juni auf den Markt bringen, Sunsoft plant, Solaris fuer Power-PCs bis Anfang Juli fertigzustellen.

Festzustehen scheint bei IBM zumindest das Verfuegbarkeitsdatum der Power-PC-Hardware: Nachdem im vergangenen Jahr die Auslieferung der Rechner verschoben wurde, weil nur IBMs Unix-Variante AIX, Version 4.11, lieferbar war, will man sich anscheinend diesmal nicht vom Betriebssystem-Mangel abschrekken lassen: Voraussichtlich Ende Mai werden die Rechner ins Programm aufgenommen. Marktbeobachter vermuten jetzt aber, dass IBM die Rechner nicht mehr als PC-Ersatz, sondern im Workstation-Bereich ansiedeln will. Eine Billigvariante der Power-PC-Rechner mache nur mit einem Betriebssystem wie OS/2 Sinn, sagte Sam Albert vom Marktforschungsinstitut Sam Albert Associates in Scarsdale.