In der Softwarebranche droht Langeweile

06.05.2002
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Laut AMR Research sind zwar die kurzfristigen Aussichten nicht rosig, da viele Investitionen auf 2003 verschoben wurden. Langfristig rechnen die Analysten der US-Marktforschungsgesellschaft jedoch wieder mit einem Anstieg von durchschnittlich 25 Prozent pro Jahr. Ihren Berechnungen zufolge soll sich das Umsatzvolumen der einschlägigen Anbieter und Dienstleister von 108 Milliarden Dollar im Jahr 2001 auf 260 Milliarden Dollar im Jahr 2005 erhöhen.

Wachstumstreiber werden aber auch dort vor allem die Teilmärkte für CRM-, SCM- und E-Procurement-Lösungen sein. Allein den Umsatzanstieg von SCM- und CRM-Produkten schätzten die AMR-Auguren auf rund 30 Prozent pro Jahr. Im Klartext bedeutet das, dass die Anbieter in den nächsten Jahren mehr Geld mit diesen Anwendungen einnehmen werden als mit den klassischen ERP-Systemen, denen ein jährliches Wachstum von vergleichsweise bescheidenen 14 Prozent prophezeit wird.

Grund zur Freude über solche Aussichten dürfte vor allem bei den großen, bekannten Herstellern herrschen. Nicht nur, dass sie ihre Produktpalette anscheinend doch noch rechtzeitig in Richtung der besagten „Leading-Edge“-Anwendungen erweitert haben, auch die derzeitige Schwäche ehemaliger Börsenlieblinge wie Commerce One, Intershop oderBroadvision dürfte den Großen entgegenkommen. Vor allem die veränderte Einstellung der Kunden dürfte den Big Playern von gestern und vermutlich auch morgen nützen.

So könnte zumindest der viel gepriesene „First-Mover“-Bonus, der Firmen wie den eben genannten, aber auch vergleichsweise etablierten Spezialisten à la Siebel Systems oder i2 zu (möglicherweise kurzen) Erfolgsgeschichten verhalf, jetzt kein Pfund mehr sein, mit dem sich bei den Kunden wuchern lässt. Der immer klarer zu Tage tretende Konflikt zwischen SAP und Siebel sowie die derzeitige Misere bei i2 sprechen Bände. Der Grund hierfür liegt auf der Hand: Immer mehr Anwender scheinen dem lange Zeit favorisierten „Best-of-Breed“-Ansatz - also für jede spezielle Anwendung den jeweils technologisch führenden Anbieter zu wählen - die kalte Schulter zu zeigen. Gerade in Krisenzeiten orientieren sich IT-Investitionsentscheidungen bekanntlich vor allem an einem höchstmöglichen Nutzen bei geringstmöglichen Kosten. Angesichts dieser

Prämisse haben sich zahlreiche Insellösungen und -projekte mit zwangläufig hohen Integrationskosten und kaum messbarem Return on Investment (RoI) beileibe nicht als Königsweg entpuppt.

Intershop am Scheideweg