Kooperationsabkommen unter Dach und Fach

Im Markt für Objekttechniken hat Iona Vorsprung herausgeholt

17.05.1996

Vier Neuigkeiten hatte Chief Technical Officer Annrai O'Toole anläßlich der "Object World East" in Boston zu verkünden: Mit dem Messaging-System "Orbix Talk" stellte er für Ende Mai eine Implementierung der "OMG Events Services" für Solaris, HP-UX und Windows NT in Aussicht. Zudem teilte er mit, daß mit "Orbix Web" eine Java-Ausführung des eigenen Object Request Broker (ORB) zum kostenlosen Download aus dem World Wide Web (WWW) bereitsteht.

Darüber hinaus gab O'Toole die Unterzeichnung zweier Kooperationsabkommen bekannt: mit IBM und mit Apple Computer. Die Zusammenarbeit mit der IBM ist durchaus eine Überraschung. Hat der Branchenriese mit seinem System Object Model (SOM) doch eine eigene Implementierung der Common Object Request Broker Architecture (Corba), also einen Mitbewerber für Ionas Orbix, im Portfolio.

Das Abkommen zwischen IBM und Iona sieht vor, daß die beiden Corba-Ausführungen nahtlos miteinander integriert werden. Wie John Slitz, IBM-Marketier für die Bereiche Anwendungsentwicklung und Objekttechnik, ausführt, sind SOM und Orbix in unterschiedlichen Sphären zu Hause. Während SOM seine Stärken dort habe, wo Softwarekomponenten für unterschiedliche Systeme ausgeliefert werden müssen, sei Orbix für den Betrieb verteilter und vernetzter Anwendungen in heterogenen Umgebungen konzipiert worden.

Iona- und IBM-Palette überschneiden sich

Überschneidungen gibt es allerdings bei den Anwendungsbereichen des Iona-Produkts und des ebenfalls aus den IBM-Labors stammenden Distributed Common Object Model (DSOM). Slitz sieht darin jedoch kein Problem. "Auf diese Weise haben die Kunden die Wahl", lautet sein Kommentar.

Als frischgebackener IBM-Partner hat sich Iona bereit erklärt, auch eine Reihe weiterer IBM-Produkte zu unterstützen - darunter die Programmiersprache "Visual Age for Cobol" und den Transaktionsmonitor CICS. Orbix läuft, so der Anbieter, mittlerweile auf 20 verschiedenen Betriebssystemen. Folglich handelt es sich um die Corba-Implementierung, die das mit dem Standard verknüpfte Interoperabilitätsversprechen am konsequentesten einlöst. Derzeit arbeiten die Iren bereits im Betateststadium an einer Portierung ihres ORB auf das IBM-Mainframe-System "MVS Open Edition".

Orbix-Version für den Mac angekündigt

Gegen Ende dieses Jahres will Iona auch eine aktuelle, Corba-2-kompatible Orbix-Version für das Mac-OS von Apple anbieten. Dann ist das ORB-Produkt zumindest auf der Apple-Plattform auch mit der Compound-Document-Architektur "Opendoc" verbunden. Unter OS/2 wird diese Kombination erst zur Verfügung stehen, wenn die Integration von Orbix und SOM geschafft ist. Näheres dazu wollen die beteiligten Unternehmen im August auf der Object World West bekanntgeben.

Neben der gemeinsamen Entwicklung von Schnittstellen soll die Partnerschaft mit Apple Computer auch gegenseitige Unterstützung beim Marketing garantieren. Eigenen Angaben zufolge zieht der Mac-Hersteller sogar in Erwägung, die eigene Vertriebsmannschaft auf potentielle Orbix-Kunden anzusetzen.