IDC: Maengel in Win 95 sind IBMs zweite Chance

25.08.1995

Das Marktforschungsunternehmen IDC Deutschland GmbH geht davon aus, dass Windows-95-Anwender auf ihre 16-Bit-Applikationen aus dem Windows-3.x-Umfeld zunaechst nicht verzichten wollen. Dann aber bringt Windows 95 kaum Vorteile; es laeuft allenfalls etwas robuster und komfortabler, keineswegs jedoch schneller. Erste Erfahrungen mit der 32-Bit-Variante des Office-Pakets von Microsoft lassen schnellere Verarbeitung und mehr Stabilitaet erwarten. Da bei den Windows-95-Applikationen Zugestaendnisse an die Abwaertskompatibilitaet gemacht werden, laufen sie nicht so problemlos wie beispielsweise native OS/2-Programme. Die Zukunft konkurrierender Systeme liegt nach Ansicht von IDC in den Haenden von Microsoft. Bringt Windows 95 die Qualitaet, die der Anwender erwartet, wird OS/2 es "ausserordentlich schwer haben". Laesst die Qualitaet zu wuenschen uebrig, erhaelt OS/2 eine neue Chance, zumal die Zusammenarbeit mit Lotus insbesondere beim Office-Paket positive Auswirkungen haben koennte. Sollten sich die Geruechte bestaetigen, wonach Windows 95 auf den P6-Prozessoren nur geringfuegige Geschwindigkeitszuwaechse verzeichnet, koennte dies eine Chance fuer OS/2, aber auch fuer Windows NT sein. Apple steht mit seinem Macintosh-Betriebssystem von allen Seiten unter Druck.

Die Nachfrage nach dem neuen Betriebssystem wird in Verbindung mit dem neuen Office-Paket sehr gross sein. In den USA wollen nach IDC- Untersuchungen 39 Prozent der Consumer-Anwender (zirka acht Millionen Haushalte) kurzfristig auf Windows 95 upgraden. Von dieser Entwicklung werden Teile des Marktes profitieren, da die Systemanforderungen von Windows 95 die von Windows 3.x deutlich uebersteigen. Insbesondere fuer die RAM-Nachruestung werden Anwender Geld ausgeben.

Da die US-Kartellbehoerden offenbar nichts gegen eine gebuendelte Auslieferung von Windows 95 und dem Microsoft Network unternehmen, werden es Wettbewerber wie America Online oder Compuserve schwer haben, sich kuenftig zu behaupten. Sie muessen gegen die explodierenden Lizenzzahlen und eine gewaltige installierte Basis ankommen. Auch die Online-Provider werden stark auf das Microsoft Network zurueckgreifen.